- Morgenmoment
- Posts
- Deine Mieterhöhung ist schon wieder da
Deine Mieterhöhung ist schon wieder da
Guten Morgen!
Warum die Mieten schon wieder steigen und wo auf der Welt du deine Rechte beim Arbeiten verlierst, liest du in deinem heutigen Morgenmoment. Geschickt wird er dir von Michael Farthofer.
#1 Möchtest du das teilen?
Die Teuerung macht auch bei den Mieten nicht halt. Ab Juli müssen hunderttausende Haushalte wieder mehr Miete zahlen. Schon wieder. Der Grund: Die Kategoriemieten werden wieder an die Inflation angepasst. Gerade Menschen, die an der aktuellen Teuerung leiden, trifft das schwer. Doch das müsste nicht so sein: Manche Gemeinden verzichten einfach auf die Mieterhöhung und entlasten so ihre Bewohner:innen. Aber warum ist das so und warum machen das nicht alle?
#2 Der Reihe nach
Wenn du an einen “Arzt” denkst: Welches Bild hast du im Kopf? Ist es ein Weißer Mann? Das verwundert nicht, denn Vorurteile sind in unserer Gesellschaft stark verankert. Dass das sogar Auswirkungen auf den Heilungsprozess der Haut haben kann, haben Forscher:innen der Universität Zürich herausgefunden.
In einem Experiment in San Francisco haben sie untersucht, wie Menschen auf einen Allergietest reagieren - je nachdem, welche Hautfarbe oder Geschlecht das behandelnde Gesundheitspersonal hat.
Das Ergebnis verblüfft: Weiße Männer konnten die entstandenen Pusteln am Arm der Patient:innen tatsächlich schneller und besser “heilen” als Frauen oder Schwarze - und das, obwohl die aufgetragene Salbe überhaupt keinen Wirkstoff enthielt.
Der vermutete Grund: Das Vertrauen in Ärzt:innen beeinflusst den Heilungsprozess. Diese Vertrauen basiert aber auch auf Vorurteilen. Die Menschen trauten Weißen Männern mehr Kompetenz als Ärzte zu, weil sie dem klassischen Bild des Berufs entsprechen.
Spannend: Bei den ausgewählten Personen wurde extra darauf geachtet, dass sie sich nicht voreingenommen gegenüber Frauen oder Schwarzen äußern. Selbst bei diesen vermeintlich “offenen” Menschen konnten im Experiment die Auswirkungen von unterbewussten Vorurteilen beobachtet werden.
#3 Zahl des Tages
In 13 Jahren die komplette Kraftstoffversorgung für PKW umkrempeln? Genau das wollen die EU-Staaten endlich tun, nachdem sie in der Nacht auf heute 17 Stunden verhandelt hatten. Leonore Gewessler freut sich über das Ergebnis: “Ab 2035 werden in der ganzen EU nur mehr PKW ohne Verbrennungsmotor neu zugelassen.”
Doch Umweltschützer:innen warnen davor, sich zu früh zu freuen. Denn der Plan hat eine Lücke. Verbrennungsmotoren mit synthetischen Kraftstoffen ("E-Fuels") dürfen auch nach 2035 eingesetzt werden. E-Fuels werden aus Wasserstoff und CO2 erzeugt. Das Problem: Dafür wird eine Unmenge an Strom benötigt. Solche Fahrzeuge verbrauchen deshalb viel mehr Energie als ein batteriebetriebener PKW. Und dieser Strom wird ganz und gar nicht klimaneutral erzeugt - auch nicht im Jahr 2035.
Die Industrie und ihr nahestehende Parteien haben sich für diese Ausnahme eingesetzt - auch weil E-Fuels weniger technische Veränderungen brauchen und etwa über bestehende Tankstellen vertrieben werden könnten. Ob die fragwürdige Technologie sich überhaupt durchsetzt, bleibt trotzdem abzuwarten. Ein Verbot hätte aber eher verhindert, dass in den nächsten Jahren viele Ressourcen in diese ineffizienten Kraftstoffe gesteckt werden.
Nachdem sich die EU-Mitgliedsstaaten auf diesen Kompromiss geeinigt haben, muss nun das EU-Parlament darüber entscheiden. Die EU-Abgeordneten sprechen sich bisher mehrheitlich für ein komplettes Aus der Verbrenner aus.
#4 In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Immer mehr Menschen müssen weltweit hungern. Corona-bedingte Lieferschwierigkeiten und der Ukrainekrieg als akute Ursachen und die Klimakrise als größer werdendes Problem sind neben Armut mitverantwortlich dafür, dass es am “Horn von Afrika” (Äthiopien, Somalia, Kenia, Dschibuti) gerade zu einer riesigen Hungerkatastrophe kommt.
1,8 Millionen Kinder in dieser Region sind lebensbedrohlich unterernährt. Da sich viele Familien die Ernährung ihrer Kinder nicht mehr leisten können, kommt es vermehrt zu Kinderehen. Junge Mädchen werden mit teilweise fünfmal so alten Männern zwangsverheiratet. Damit sichert sich die Familie eine Mitgift und muss ein Kind weniger ernähren.
Laut dem UN-Kinderhilfswerk hat sich die Zahl der Kinderehen in Äthiopien innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Die Zahl der von einem Schulabbruch gefährdeten Kinder hat sich verdreifacht. Diese Kinder werden besonders häufig zwangsverheiratet.
#5 Grafik des Tages
Gewerkschafter:in zu sein ist vielerorts gefährlich. Im vergangenen Jahr wurden Gewerkschafter:innen in 13 Ländern der Welt sogar ermordet.
Auch Beschäftigte werden immer häufiger Opfer von körperlichen Angriffen. Das zeigt der „Globale Rechtsindex 2022“ des Internationalen Gewerkschaftsbundes IGB. Der dokumentiert jedes Jahr, wo und wie Regierungen und Unternehmen international anerkannte Rechte von Arbeitnehmer:innen verletzen. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit ist aber nur ein Punkt, den die Expert:innen in ihre Berechnungen mit einbeziehen. Auch das Recht auf Gewerkschaftsgründung, das Streikrecht oder das Versammlungsrecht wird den Beschäftigten in vielen Ländern verwehrt.
Die Karte der “10 schlimmsten Länder für Beschäftigte” zeigt nur die Spitze des Eisbergs. In allen Ländern werden regelmäßig Rechte von Arbeitnehmer:innen verletzt. In Österreich wurde den Beschäftigten alleine 2021 über 1 Milliarde Euro Lohn zu wenig ausbezahlt. Der Schäden dieser “Lohnbetrüge” übersteigt bei weitem die Schäden durch Einbruchsdelikte oder “Sozialbetrug”.
Ich wünsche dir noch einen schönen Donnerstag
Michi
Hast du einen Tipp für den Morgenmoment?
Hast du Ideen für aktuelle Themen, die morgen im Morgenmoment vorkommen könnten? Ist dir ein interessanter Link, eine tolle Grafik, ein witziges politisches Meme oder etwas Blödes in anderen Medien aufgefallen? Oder liegt dir eine Story am Herzen, die wir gründlicher recherchieren sollen? Schick es uns doch per Antwort auf diese E-Mail, damit wir und andere Morgenmoment-Leser:innen nichts Wichtiges verpassen.
Unterstütze MOMENT
MOMENT arbeitet unabhängig von Parteien, Banken und Konzernen. Damit das möglich ist, brauchen wir die Hilfe möglichst vieler Menschen. Alle Möglichkeiten, uns zu unterstützen, findest du hier. Jeder Euro macht einen Unterschied. Danke!
Reply