Ein trauriger Morgenmoment

In der Wiener Innenstadt hat es gestern Abend einen Anschlag gegeben. An Orten, an denen auch wir aus der Redaktion alle schon oft waren, sind Menschen verletzt und getötet worden. All das geht uns nahe. Für Live-Berichterstattung zu Anschlägen sind wir als kleines Magazin nicht die beste Anlaufstelle. Zur Stunde wissen wir noch nicht mehr über die Ereignisse als du wahrscheinlich auch.

Man sollte erkennen, wann man nichts Kluges beizutragen hat. Wir haben heute anders als sonst keinen Themenmix für dich, zwei Beobachtungen und eine Erinnerung wollen wir mit dir teilen.

Gestern Abend haben wir erlebt, dass Menschen in dieser Stadt trotz eigener großer Angst aufeinander aufpassen: Der Schlagzeuger Martin Grubinger spielte im Konzerthaus Zugabe um Zugabe, wissend, was draußen los war um sicherzugehen, dass kein Konzertgast das Haus verlässt und sich damit in Gefahr bringt. Zwei Wiener Jugendliche haben am Schwedenplatz unter Einsatz ihres Lebens einen verletzten Polizisten zum Rettungswagen geschleppt. Hunderte Menschen (und Hotels) haben trotz der gefährlichen Situation ihre Türen geöffnet, um anderen in Not Unterschlupf und/oder eine Schlafgelegenheit zu bieten.

Gestern Abend haben wir auch gesehen, dass es JournalistInnen gibt, die in dieser Ausnahmesituation ihren Job machen und verantwortungsbewusst handeln: der ORF und all seine MitarbeiterInnen, die gestern Nacht Dienst taten, seien hier für die zurückhaltende und faktenorientierte Berichterstattung positiv hervorgehoben. Wir haben nicht zum ersten Mal leider auch sehen müssen, dass es Medien gibt, denen grundlegender Anstand fremd ist. Nicht alles, was man zeigen kann, muss man zeigen. Über ihre (öffentliche Mit-)Finanzierung werden wir in den kommenden Wochen reden müssen. Das muss noch nicht jetzt und hier passieren.

In einer Situation, in der nichts klar, aber die Angst groß ist, gedeihen Gerüchte, Falschinformationen - und Schuldzuweisungen machen schnell die Runde. Jens Stoltenberg, norwegischer Premier hat nach dem Terroranschlag von Utoya seine wichtigste Lehre daraus so zusammengefasst: "Eine der wichtigsten Lehren ist, dass man niemals eine Gruppe dafür verantwortlich machen kann, was eine Person tut."

Das sollten wir ebenso in Erinnerung behalten, wie die kleinen Zeichen des Zusammenhalts, den selbstlosen Einsatz unserer Einsatzkräfte und natürlich das Gedenken an die Opfer.

Unser Mitgefühl gilt ihnen wie ihren Familien.

Tom & Barbara

P.S.: Unterrichtspflicht ist für heute in Wien ausgesetzt, alle Kinder, die nicht kommen, gelten als entschuldigt.

P.P.S.: Wem heute alles zu viel ist, kann sich hier Hilfe und Unterstützung holen:

  • Psychiatrische Soforthilfe für Wien – 24h Hotline: +43 1 31330

  • Notfallpsychologischer Dienst Österreich - 24h Hotline: +43 699 188 554 00

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