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Es ist eine Männerwelt
Guten Morgen!
Vor über 100 Jahren haben Männer beschlossen, wie wir über eine Steinfigur zu denken haben. Ihre Meinung wird bis heute in den Schulen gelehrt. Blöd nur, dass sie falsch lagen. Mehr dazu im heutigen Morgenmoment, geschrieben von Sebastian Panny.
#1 Möchtest du das teilen?
Vor zwei Jahren wollte Wien zu einer der sichersten Städte für Kinder und Jugendlichen werden. Was seitdem passiert ist? Wien wird von anderen Städten in entsprechenden Rankings überholt. Von Städten wie Skopje, Vancouver oder Rotterdam sollte man sich einiges abschauen - denn die Pläne zur Kindersicherheit in Wien greifen viel zu kurz, warnen Expert:innen.
Autofreie Tage, breitere Radwege: Wie die Stadt Wien zu einer kindersicheren Stadt werden kann — www.moment.at
In Wien gibt es eine Kinder- und Jugendstrategie für eine kindersichere Stadt. Sie ist aber kaum bekannt und droht zu verstauben.
#2 Spin des Tages
Es ist an Zynismus schwer zu überbieten: Oliver Attensam will “nicht den Abschaum, der übrigbleibt” als Arbeiter:innen in seinem Betrieb haben. Deswegen würde der Chef des gleichnamigen Unternehmens für Hausbetreuung seinen Mitarbeiter:innen mehr Gehalt zahlen. Nicht deswegen, weil der Job körperlich anstrengend ist und man kaum etwas verdient. Attensam flüchtet sich in die Ausrede, dass er leider nicht mehr bezahlen kann, weil die Konkurrenz nicht mitmacht.
Wie die Realität aussieht? Der Job, den Attensams Angestellte erledigen müssen, ist hart und schlecht bezahlt. Fast zwei Drittel der Reinigungskräfte in Österreich glauben daher auch nicht, dass sie bis zur Pension durchhalten können. Genauso hoch ist der Anteil derer, die mit ihrem Gehalt gerade so über die Runden kommen.
Wie ist es eigentlich, als Reinigungskraft zu arbeiten? Bei uns erzählt Ursula* davon, dass die Arbeit an sich nicht das Problem wäre. Doch die Umstände machen es für sie, wie für viele andere, sehr schwierig.
#3 Lesetipp
"Wenn wir uns nicht zu Wort melden, sterben wir", sagt Aisha Akbar. Die 23-jährige Klimaaktivistin hat genau das auf der Welt-Klimakonferenz gemacht. Jetzt kann sie deswegen nicht mehr zurück in ihre Heimat Belutschistan, weil es zu gefährlich für sie ist. Bei uns erzählt sie, wie die Klimakrise das Leben in ihrer Heimat bereits jetzt immer mehr bedroht, aber kaum jemand etwas dagegen unternimmt.
Klimaaktivistin Aisha Akbar erzählt über die Klimakrise in Belutschistan und wie Pakistan die Region unterdrückt.
#4 In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Es ist Steuervermeidung in gigantischem Ausmaß: 401 Milliarden Dollar haben die 25 reichsten US-Amerikaner:innen zwischen 2014 und 2018 verdient. Nur 13,6 Milliarden haben sie davon an Einkommenssteuern gezahlt, wie eine aktuelle Recherche der Plattform ProPublica zeigt. Die reichsten der Reichen zahlen damit um ein Vielfaches weniger als Durchschnittsbürger:innen.
Theoretisch sollten in den USA Menschen mit höherem Einkommen auch höher besteuert sein. Doch in der Praxis passiert das nicht. Denn es gibt unzählige Schlupflöcher, mit denen wohlhabende Menschen das Steuersystem umgehen können. Etwa durch Investitionen in Wertpapiere, die an Wert verloren haben. Wie gut solche Löcher ausgenutzt werden, sieht man an der Steuererklärung von Jeff Bezos aus dem Jahr 2011. Er gab damals an, sogar Geld verloren zu haben - und bekam eine Steuergutschrift von 4.000 Dollar für seine Kinder.
Für Menschen mit normalem Einkommen sind solche Methoden unerreichbar. Und so erbringen sie relativ zu ihrem Einkommen ein Vielfaches der Steuerleistung von Superreichen.
#5 Der Reihe nach
Eine Steinfigur mit großen Brüsten und detaillierter Vulva: Was soll die “Venus von Willendorf” symbolisieren, außer Fruchtbarkeit oder Sexualität? So haben es männliche Forscher im 19. Jahrhundert gesehen. Und so lernen wir es heute noch in den Schulen.
Dabei ist diese Interpretation längst überholt. Sie entspringt den Rollenbildern des 19. Jahrhunderts, in der die Anbetung von Frauen nur etwas mit ihrer Funktion als Mutter zu tun haben konnte. Eine hohe Fruchtbarkeit war in der Steinzeit nicht unbedingt von Vorteil. Denn die steinzeitlichen Gesellschaften waren sehr mobil - viele Kinder zu haben, wäre dem im Weg gestanden.
Es gibt unterschiedliche Interpretationen in der Forschung, wofür die Figur tatsächlich stand. Eine davon besagt, dass es sich um ein Symbol einer alten, weisen Frau handelt. Diese genossen hohes gesellschaftliches Ansehen als Wissensvermittlerinnen. Über ganz Europa verteilt wurden mehr als 130 Figuren mit ähnlichen Attributen gefunden.
Die Figur hat nun auch einen anderen Namen bekommen: Sie ist jetzt als “Frau von Willendorf” bekannt.
Einen schönen Mittwoch
Sebastian
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