Fette Rendite und dicke Luft

Guten Morgen!

Was dich heute erwartet: Ich habe unseren neuen Arbeitslosen-Rechner ausprobiert und war überrascht. Probier auch du ihn aus! Außerdem: Außergewöhnliche Geschäfte und eine kuriose Aussage eines Präsidenten. Geschickt wird der Morgenmoment von Michael Farthofer.

#1 Möchtest du das teilen?

8 Prozent Zinsen pro Jahr in diesen Zeiten? In gewissen Medien wirbt das Unternehmen "kitzVenture" aktuell sehr offensiv mit einem Finanzprodukt, das diesen Ertrag versprich. Nur: Was zu schön klingt, um wahr zu sein, kann es oft auch sein. Wir werfen einen genauen Blick auf das Unternehmen dahinter. Dabei entdecken wir ein paar absurde Geschichten und wundern uns, wie besonders wohlwollend kitzVenture dabei von ausgerechnet einem Medium begleitet wird. Hier geht's zum Artikel.

#2 Hast du das gesehen?

Wirst du in nächster Zeit arbeitslos? Ausschließen lässt es sich auf jeden Fall nie. Arbeitslosigkeit ist nämlich meist das Resultat äußerer Umstände, auf die die arbeitslose Person wenig Einfluss hat. Diese Umstände hat sich das "Momentum Institut" einmal genauer angesehen und daraus einen Arbeitslosen-Rechner gebaut: Was ist dein Risiko?

Wie hoch ist das Risiko, arbeitslos zu werden? Der Arbeitslosen-Rechner des Momentum Instituts gibt Einblicke.

#3 Spin des Tages

Die Klimakrise wird immer deutlicher spürbar, aber die Wirtschaftskammer (WKO) will davon nichts wissen. Sie galt immer als Bremsklotz bei Klimapolitik. Nun zweifelt Präsident Harald Mahrer (ÖVP) die Bedeutung des Themas wegen des Krieges in der Ukraine wieder an.

An den Klimazielen solle man festhalten, meint er laut Medienberichten. Nur um vor Journalist:innen auch zu sagen, die bisherigen Plänen zur Bewältigung der Klimakrise seien "nicht mehr relevant". Dabei sind die österreichischen Vorhaben laut allen Expert:innen viel zu wenig, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Für Mahrer ist der Ausstieg aus fossilen Energiequellen in den nächsten Jahren jedenfalls "eine politische Lüge". Damit stimmt er in ähnliche Wortmeldungen ein, die kürzlich aus der Industriellenvereinigung zu hören waren.

Aber auch wenn die größten Wirtschaftslobbyist:innen des Landes auch jetzt wieder versuchen, andere Themen vorzuschieben: Die katastrophalen und langfristigen Folgen der Klimazerstörung werden nicht ausbleiben, nur weil man gerade auch andere Probleme hat. Dass die Wirtschaft derartige Ausflüchte schon seit Jahrzehnten vorgebracht hat, macht es jetzt aber natürlich nicht einfacher.

#4 Der Reihe nach

Mit Dänemark und dem UK liegen nur zwei Staaten der Welt sind auf einem Kurs, um bis 2050 klimaneutral zu sein und eine nachhaltig entwickelte Wirtschaft zu haben. Alle anderen scheitern nach heutigem Stand mitunter sehr deutlich an diesem wichtigen Projekt. Das zeigt die neue Ausgabe des "Environmental Performance Index" (EPI), der die umweltpolitische Leistung der Länder der Welt reiht.

Österreich liegt in dieser Rangliste auf Platz 8 von 180 Staaten. Das liegt vor allem am lebendigen Ökosystem, dort liegt unser Land auf Platz 1. Besonders in Klimafragen hinken wir aber hinterher. In dieser Kategorie belegt Österreich nur Platz 46, bei den Treibhausgas-Ausstößen pro Kopf sogar nur Platz 148. Die schaden nicht nur dem Erdklima, sondern auch der menschlichen Gesundheit. Sie können Atemwegserkrankungen wie Asthma befördern.

Auf den ersten drei Plätzen befinden sich Dänemark, das Vereinigte Königreich und Finnland. Generell dominieren Staaten des sogenannten “globalen Westens” die vorderen Ränge. Am hinteren Ende der Rangliste befinden sich vor allem Staaten aus dem asiatischen Raum. Theoretisch klimaneutral wären auch Namibia und Botswana, aber das liegt eher an der schlecht entwickelten Wirtschaft und nicht an einem nachhaltigen Wohlstandsmodell.

Der EPI wird anhand der Bewertung von 40 Faktoren von der Luft- und Wasserqualität bis zur Klimapolitik durch Wissenschafter:innen der US-Top-Universitäten Yale und Columbia erstellt. Die USA sind in dieser Ausgabe des Berichts massiv abgestürzt. Umwelt- und Klimaschutz seien vor allem durch die Politik der Regierung von Ex-Präsident Donald Trump quasi komplett zum Erliegen gekommen. 2020 lag man noch auf Platz 24 im Gesamtrang, nun ist es der 43. geworden. Zusammen mit China, Russland und Indien werde man 2050 etwa die Hälfte aller Treibhausgase produzieren, wenn die im Bericht festgestellten Trends anhalten.

#5 Zitat des Tages

Sexarbeit ist oft unsichtbar. Menschen haben meist eine Meinung dazu, ob sie sich verbieten lässt und ob es sie geben sollte oder nicht. Ganz ehrlich: Klären werden wir diese Diskussion hier wohl kaum. Wir finden aber jedenfalls: Solange es Sexarbeit gibt, muss man darauf achten, unter welchen Umständen sie stattfindet.

Am heutigen internationalen Hurentag machen weltweit Menschen wie jedes Jahr seit 1975 darauf aufmerksam. Damals besetzten über 100 Sexarbeiter:innen eine französische Kirche, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Prostituierte sind häufig von Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausbeutung betroffen. Zu viele werden einerseits in Abhängigkeiten - etwa von Zuhälter:innen -getrieben. Andererseits empfinden andere Sexarbeiter:innen ihren Beruf auch als gute, reguläre Arbeit.

Unser Zitat des heutigen Tages stammt von Salomé Balthus, einer deutschen Sexarbeiterin und Autorin. Sie setzt sich gegen für die Rechte von Prostituierten und gegen deren Stigmatisierung ein. Balthus macht auch einen wichtigen Unterschied zwischen Freiwilligkeit und Zwang: “Frauen, die zum Sex genötigt werden, sind keine Prostituierten. Frauen, die zum Sex genötigt werden, werden vergewaltigt. Es ist eine Unverschämtheit, diese Frauen Prostituierte zu nennen.”

Einen schönen Tag wünscht dir

Michi

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