Hättest du lieber Pest oder Cholera?

Guten Morgen!

Was ist schlimmer: Zwischen Pest und Cholera wählen zu müssen, wie die Angestellten des MAN-Werkes in Steyr - oder gar keine Wahl zu haben, wie die 220.000 BezieherInnen von Notstandshilfe? Deinen Morgenmoment haben wir dafür gemeinsam ausgewählt. Er kommt heute von Lisa Idowu und Sebastian Panny.

#1 Möchtest du das teilen?

Heute entscheiden die MitarbeiterInnen des MAN-Werks in Steyr über ihre Zukunft - oder besser gesagt zwischen Pest und Cholera. Entweder sie werden von einem Investor übernommen, der keine Jobgarantien ausspricht und ihnen den Lohn kürzen will, oder das Werk wird ganz geschlossen. Das könnte in ganz Österreich rund 8.400 Jobs und fast eine Milliarde BIP kosten. Mehr über die Hintergründe zur Abstimmung findest du hier.

#2 Zahl des Tages

Menschen an der Armutsgrenze wurden durch die Krise besonders stark getroffen. Um sie zu unterstützen hat die Regierung im April 2020 zumindest beschlossen, die Notstandshilfe zu erhöhen. Doch diese Maßnahme läuft nun aus und wird vorerst nicht verlängert. Betroffen sind 220.000 Personen in Österreich, die nun mit bis zu 120€ im Monat weniger auskommen müssen. Für den Staat würden die Kosten dieser Erhöhung kaum ins Gewicht fallen, für die Betroffenen ist das jedoch existenzbedrohend. 

#3 Hast du das gesehen?

Arbeitsminister Martin Kocher hat in der ZiB2 über das Auslaufen der erhöhten Notstandshilfe gesprochen und dabei versucht, Begründungen dafür zu finden. Diese muten teilweise sehr bizarr an. So meinte Kocher etwa, er wolle eben mal "schauen".

Das alleine reicht bei Armutsbekämpfung nicht - und in diesem Fall schaut die Politik nicht nur, sondern streicht den Betroffenen die Erhöhung. Wir haben die Pausetaste gedrückt, um die Aussagen von Kocher gegenzuchecken.

#4 Lesetipp

Woher wir wissen, dass die Corona-Impfstoffe funktionieren und welcher Impfstoff besser funktioniert? Na, weil sie ausgiebig getestet wurden! Doch hat die Zeit dafür überhaupt gereicht? Und wie geht das überhaupt, Medikamente oder Impfungen zu testen?

#5 Besser geht doch

Zwei Mitarbeiterinnen hatten 2018 begonnen, Amazon wegen seiner Untätigkeit im Kampf gegen die Klimakrise öffentlich zu kritisieren. Später weiteten sie ihre Proteste aus und kritisierten den Konzern auch wegen fehlender Sicherheitsvorkehrungen in ihren Lagerhäusern zu Beginn der Corona-Krise. Kurz nachdem die Frauen angekündigt hatten, mit MitarbeiterInnen in Lagern über ihre Arbeitsbedingungen zu sprechen, wurden sie von Amazon gekündigt. Eine US-Arbeitsbehörde stellte nun laut New York Times fest, dass die Kündigung unrechtmäßig war.

Auch in den USA steht Amazon in der Kritik wegen der zum Teil unzumutbaren Arbeitsbedingungen. Einige Angestellte berichten etwa davon, in Flaschen urinieren zu müssen, weil sie unter so großem Zeitdruck arbeiten müssen. Auch deswegen wurde in einem Amazon-Werk in Alabama Ende März zum ersten Mal darüber abgestimmt, ob dort eine Gewerkschaft gegründet werden soll. Amazon hat diese Bemühungen über die letzten Wochen hinweg stark bekämpft.

Auch in Österreich sind die Arbeitsbedingungen bei Amazon grenzwertig. MitarbeiterInnen berichten etwa von 12-Stunden-Tagen, ständiger Überwachung und sogar einem Bestrafungssystem. Dabei gäbe es durchaus ein paar Ideen, wie wir Amazon dazu bekommen, sich an die Spielregeln zu halten, Barbara Blaha erzählt dir mehr darüber in ihrer Video-Kolumne

Wir wünschen dir einen schönen Mittwoch!

Lissi und Sebastian

Reply

or to participate.