Kahlschläge und schlagkräftige Argumente

Fast 2.000 Beschäftigten von Kika/Leiner droht der Rauswurf. Wie du den neoliberalen Spin von Inflation durch Lohnerhöhung entzaubern kannst.

Eine Titelgrafik zum Morgenmoment. Weiße Dominosteine fallen auf hellgrünem Hintergrund um, bis sie am M hängen bleiben. Das M ist das Moment-Logo. Darunter steht das Wort "Morgenmoment".

Guten Morgen!

Fast 2.000 Beschäftigten von Kika/Leiner droht der Rauswurf. Wie du den neoliberalen Spin von Inflation durch Lohnerhöhung entzaubern kannst. Dein Morgenmoment, heute von Andreas Bachmann.

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Die neue türkis-blaue Landesregierung in Salzburg will Frauen das Leben schwerer machen. Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung oder Maßnahmen gegen Altersarmut stehen nicht im Programm. Stattdessen gibt es eine "Herdprämie" und Frauen sollen Schwangerschaften so abwickeln, wie es sich gehört - ohne Abtreibung. Die ist in Österreich immer noch nicht straffrei. Heute, am 9.6. ist beste Gelegenheit zu sagen: Weg mit §96. Schwangerschaftsabbrüche werden nicht flächendeckend angeboten. Die Kosten tragen die betroffenen Frauen. Moment Mal! sagt Barbara Blaha.

#2 Die Nachrichten erklärt

Schock für die Mitarbeiter:innen von Kika/Leiner: Wenige Tage nachdem neue Eigentümer die Möbelhauskette von René Benkos Signa Holding übernommen haben, folgt der Kahlschlag. 1.900 Mitarbeiter:innen sollen gehen. Das ist fast die Hälfte der noch 3.900 Beschäftigten. Dazu sollen 23 der 40 Filialen per Ende Juli dichtgemacht werden. Das Unternehmen habe zuletzt riesige Verluste gemacht, hunderte Millionen Euro Verbindlichkeit sind angelaufen. Es droht sogar die Insolvenz.

Benko hatte Kika/Leiner im Juni 2018 übernommen. Schon damals wurden kurze Zeit später 1.100 Mitarbeiter:innen rausgeworfen, um die Kette zukunftsfit zu machen. Das hat nicht geholfen, im Gegenteil. Für die Immobilien soll Benko unter 400 Millionen Euro von der „Supernova“-Gruppe erhalten haben – weniger als die bis zu 490 Millionen Euro, die Signa bezahlte. Das operative Geschäft ging für einen symbolischen Euro an eine Gruppe um Hermann Wieser. Der war 2014 schon einmal Kurzzeit-Chef von Kika/Leiner.

Beschäftigten rät die zuständige Gewerkschaft GPA, nichts zu unterschreiben, was Kika/Leiner ihnen jetzt vorlegt. Sie sollten sich vorher beraten lassen. Laut des Möbelhändlers blieben Aufträge von Kund:innen aufrecht. Anzahlungen seien sicher – selbst bei einer Insolvenz.

#3 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Miete, Lebensmittel, Heizen: Zuletzt wurde alles teurer. Eine Analyse des Momentum Instituts zeigt jetzt: 30 Prozent der Haushalte in Österreich brauchen mehr Geld für ihr Leben, als sie an Einkommen haben. Ihnen droht, sich verschulden zu müssen, um ihre Kosten zu stemmen. Oder sie müssen Erspartes ausgeben – sofern überhaupt welches vorhanden ist. Das untere Zehntel der Einkommen ist besonders stark betroffen. Sie geben 60 Prozent mehr aus, als sie Einkommen haben. Es sind Zahlen aus 2019, dem letzten Jahr mit verfügbaren Daten. "Gerade für einkommensärmere Haushalte hat sich die Lage seitdem verschärft", sagt Momentum-Ökonom Jakob Sturn.

Damit sich Menschen dafür nicht verschulden müssen, brauche es höhere Löhne und armutsfeste Sozialleistungen, so das Momentum Institut. Es empfiehlt KV-Mindestlöhne von 2.500 Euro. Sozialhilfe und Mindestpension sollten über die Armutsgefährdungsschwelle von 1.392 Euro erhöht werden. Eine Mietpreisbremse würde die ärmere Hälfte gezielt entlasten. Ebenso, wie die Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel zu senken.

#4 Hast du das gesehen?

@moment_magazin

Die @Agenda Austria hat versucht die Inflation zu erklären, wir sind davon nicht ganz überzeugt. Dass die Inflation von den Staatshilfen, ... See more

Die Agenda Austria hat versucht, die Inflation zu erklären. Wir sind davon nicht ganz überzeugt. Dass die Inflation von den Staatshilfen, Lohnerhöhungen und von einem angeblichen Arbeitskräftemangel angetrieben wird, ist ein neoliberaler Spin, der nicht stimmt. Die großen Unternehmensgewinne sind inflationstreibend - wir haben eine Profit-Preis-Spirale. Bei den Lösungen können wir zum Teil zustimmen. Die Staatsausgaben sollen mit aktiven Eingriffen, wie Mietpreisbremsen, gesenkt werden. Und die Maßnahmen müssen sozial gerecht und treffsicher sein.

#5 Bonus Track

Die vielen positiven Auswirkungen der Vier-Tage-Woche zeigt eine Studie aus Großbritannien. Über das Resultat spricht Momentum-Ökonomin Marie Hasdenteufel im Falter-Podcast.

Einen schönen Tag wünscht Dir
Andreas

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