Lass dich nicht schrecken!

Guten Morgen!

Freitag ist Moment Mal-Tag! Nur um dich gleich mal vorzuwarnen: Barbara Blaha hat sich für das heutige Video etwas verändert. Die messerscharfen Analysen sind aber dieselben geblieben. Der heutige Morgenmoment kommt von Sebastian Panny.

#1 Möchtest du das teilen?

Auch wenn du den Begriff "geplante Obsoleszenz" nicht kennen solltest: Untergekommen ist dir das Phänomen sicher schonmal. Viele Geräte geben ihren Geist frühzeitig auf, obwohl sie eigentlich länger halten müssten. Diese absichtlich herbeigeführte Alterung bringt der Industrie viel Geld und sorgt für jede Menge Müll. Was wir dagegen tun können? Das erzählt dir heute ausnahmsweise nicht Barbara Blaha, sondern Tom Schaffer in einer neuen Ausgabe von "Moment Mal".

#2 Zahl des Tages

Putin den Geldhahn für den Krieg abzudrehen, hat bisher nicht so gut funktioniert. In den letzten zwei Monaten ist leider das Gegenteil passiert: Die Einnahmen aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe sprudelten laut einer Berechnung des “Zentrums für Forschung zu Energie und Sauberer Luft”(PDF). 62 Milliarden Euro hat Russland seit Beginn des Krieges dadurch eingenommen, 44 Milliarden davon kamen von der EU.

Besonders Erdöl hat Russland weniger verkauft. Der Export von Rohöl war etwa im April um 30 Prozent niedriger als in den Monaten vor dem Krieg. Doch gleichzeitig ist der Preis für Öl und Gas so stark gestiegen, dass die niedrige Menge mehr als nur ausgeglichen wurde. Viele der finanziellen Sanktionen liefen so ins Leere. Die Einnahmen landeten fast vollständig in den Händen der russischen Regierung.

Am meisten hat Deutschland gezahlt: Seit dem Krieg hat das Land über 9 Milliarden Euro für fossile Brennstoffe an Russland überwiesen. Österreich hat laut der Berechnung etwas mehr als 1,4 Milliarden Euro für Erdgas ausgegeben.

#3 Hast du das gesehen?

Die Gastrobranche ist hart und bei Arbeitnehmer:innen nicht sehr beliebt. Dass Betriebe Schwierigkeiten haben, Angestellte zu finden, hat für viele Betreiber:innen jedoch einen anderen Grund: Das Sozialsystem ist schuld. Die Leute bekommen zu viel Geld und sind deswegen einfach zu faul geworden.

Das wollen wir so nicht stehen lassen. Deswegen wenden wir uns mit einer Bitte an euch: Teilt eure Erfahrungsberichte über die Arbeit in der Gastro mit uns. Ihr könnt uns über alle Social-Media-Kanäle kontaktieren oder uns eine E-Mail zukommen lassen. Denn die Stimmen von Betroffenen werden, wie so oft, auch in dieser Diskussion viel zu wenig gehört.

#4 Besser geht doch

Gewerkschaften sind gut für die Gesundheit. Und sie können Leben retten - nicht nur das der Mitarbeiter:innen. Sondern auch das der Menschen, um die sie sich kümmern.

Wie bei uns waren auch in den USA Pflegeheime stark von der Corona-Pandemie betroffen. Dabei waren die regionalen Unterschiede sehr groß: Im Süden des Landes erkrankten etwa doppelt so viele Pfleger:innen als in anderen Teilen des Landes. Dadurch wurden auch mehr Bewohner:innen angesteckt, für die das Virus besonders gefährlich war.

Die Ursache für diese Unterschiede liegt laut Forscher:innen an Gewerkschaften. Die Erklärung dafür ist einfach: Wo Pfleger:innen gewerkschaftlich organisiert sind, sind ihre Arbeitsplätze sicherer. Sie bekommen mehr bezahlten Krankenstand und sind dadurch seltener gezwungen, krank in die Arbeit zu kommen. Außerdem haben sie Zugang zu mehr und besserer Schutzausrüstung.

In nur 17% aller Pflegeheime der USA gibt es eine Gewerkschaft. Gäbe es sie in allen, hätten viel mehr Leben gerettet werden können. Laut der Studie hätten so 25.000 Pfleger:innen kein Corona bekommen. 8.000 Bewohner:innen der Pflegeheime hätten zwischen Juni 2020 und März 2021 nicht sterben müssen.

#5 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Stell dir vor, es hämmert in aller Früh an der Tür und bevor du öffnen kannst, wird sie von schwerbewaffneten Polizisten aufgebrochen. Ohne zu wissen, was dir eigentlich vorgeworfen wird, drücken sie dich zu Boden und durchsuchen deine Wohnung.

Genau das ist am Mittwoch einer Mutter in Groß-Enzersdorf passiert. Die Beamten gingen bei der Hausdurchsuchung rücksichtslos und rabiat vor. Trotz der Bitte der Mutter zu warten, bis die 13-jährige Tochter fertig geduscht hat, drangen sie in das Badezimmer ein. Die ältere Tochter lag noch im Bett. Ihr wurde mit einer Waffe am Kopf die Decke weggezogen.

Der Vorwurf? Die Familie würde mit Drogen handeln und eine Cannabis-Plantage im Haus haben. Das stellte sich jedoch als falsch heraus. Gefunden wurde in der Wohnung nichts - obwohl die Polizisten sogar die Unterwäsche der Töchter durchsuchten.

Selbst wenn der Vorwurf stimmen würde: Warum geht die Polizei bei vermutetem Drogenbesitz so rabiat vor? Dass sie es anders kann, zeigen Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Die Razzia bei dem Rechtsextremen Martin Sellner im Jahr 2019 lief beispielsweise etwas gemütlicher ab. Bei ihm warteten die Polizisten erstmal 12 Minuten vor der Haustüre und klopften an, bis Sellner ihnen die Tür aufmachte. Und Gernot Blümel hatte vor der Hausdurchsuchung im Vorjahr die Möglichkeit, seine Frau vorzuwarnen.

In Groß-Enzersdorf gab es laut Angaben der Mutter übrigens keinen konkreten Verdacht in der Anordnung zur Hausdurchsuchung. Eine Entschuldigung vonseiten der Beamten habe es nicht gegeben.

Einen schönen Wochenausklang

Sebastian

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