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Nur die Zeit vergeht
Guten Morgen!
Die Zeit vergeht. Meist so schnell, dass wir uns fragen, wohin sie nur ist. Doch manchmal hat man das Gefühl, außer den Jahreszeiten ändert sich nichts. Deinen Morgenmoment schickt dir heute Lisa Wohlgenannt.
#1 Möchtest du das teilen?
Die Einwanderungsbehörde in Wien hat in den vergangenen Wochen viel Ärger auf sich gezogen. Ein Ex-Mitarbeiter der MA 35 machte öffentlich, wie es hinter den Kulissen der Magistratsabteilung aussieht: Er berichtete von rassistischen Mitarbeiter:innen, Mobbing unter Kolleg:innen und absichtlich abgeschalteten Telefonen. So eine “Arbeitsweise” empört nicht nur aus Prinzip, sie hat auch drastische Auswirkungen für die Menschen, die etwas von der Behörde brauchen. Wie drastisch haben uns hier Betroffene geschildert.
Harte Kritik an Einwanderungsbehörde MA 35: Wartezeiten werden für Betroffene zur Gesundheitsgefahr — www.moment.at
Eine junge Mutter, eine Angestellte und eine Studentin – sie haben eins gerade mit unzähligen anderen Menschen gemeinsam: Sie warten ewig auf Antwort einer Magistratsabteilung in Wien. Und ohne die Nachricht von der MA 35 ist ihr Alltag oft schwierig und belastend. MOMENT haben sie ihre Geschichten von der Einwanderungsbehörde erzählt.
#2 In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Wir erinnern uns noch an die Bilder und Berichte vor einem Jahr. In der Nacht auf 9. September brannte das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ab. Im Lager herrschten, wie auch in vielen anderen, katastrophale Zustände. War es für knapp 3.000 Schutzbedürftige konzipiert, wurden teilweise bis zu 20.000 Menschen dort untergebracht. Es mangelte an allem: fließend Wasser, angemessenen Unterkünften, Sanitäranlagen. Jahrelang forderten Organisationen, dass die Lager geräumt und die Menschen von europäischen Ländern aufgenommen werden. Die ÖVP wehrte sich stets und auch das abgebrannte Lager änderte nichts an der harten Flüchtlingspolitik.
Sie redet damals wie heute lieber von „Hilfe vor Ort“. Auch im ORF Sommergespräch sprach Bundeskanzler Sebastian Kurz von einem „überproportional großen Beitrag“, den Österreich für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit (EZA) leiste. Doch das Gegenteil ist der Fall. Denn das vorgegebene Ziel für Entwicklungshilfe von den Vereinten Nationen wären 0,7% des Bruttoinlandseinkommens. Österreich lag 2020 bei 0,29% und ist damit nicht nur weit von der Messlatte entfernt, sondern auch unter dem OECD-Durchschnitt.
Die Zahlen, die der Kanzler im Gespräch nannte, sind formal nicht falsch - aber sehr bewusst gewählt. Österreich gibt tatsächlich mehr als eine Milliarde für EZA aus. Das sind aber zum größten Teil Beiträge an die EU und internationale Finanzinstitutionen wie die Weltbank - dazu zählen durchaus sinnvolle Ausgaben, aber es sind auf keinen Fall unmittelbaren Hilfs- und Projektgelder für Krisengebiete. Etwa jeder fünfte Euro bleibt kritischen Organisationen zufolge sogar in Österreich selbst. Sie nennen das "Phantomhilfe". Nur etwa ein Drittel der österreichischen Mittel wird in bilaterale Entwicklungszusammenarbeit gesteckt.
#3 Lesetipp
Eine heruntergekommene Barackensiedlung in der mexikanischen Stadt Tijuana direkt an der Grenze zu den USA. Behausungen zusammengezimmert aus Sperrholz und Presspappe, staubige Wege und Schutthaufen. Und direkt dahinter erhebt sich, hell funkelnd in der Sonne: ein Logistikzentrum des Online-Riesen Amazon.
These photos of a new Amazon warehouse in Tijuana, Mexico have been going viral as the "This is capitalism" picture of the year. But there's a lot more going on here than the picture can tell you. Let's trace the Amazon supply chain! A thread:👇 1/
— Charmaine Chua (@CharmaineSChua)
5:17 PM • Sep 7, 2021
Die Bilder davon zeigen, wie groß die Ungleichheit im globalisierten Kapitalismus ist. Denn der Gegensatz könnte krasser kaum sein. Hier die Siedlungen der Ärmsten, dort eine teure Riesen-Lagerhalle von Amazon. Das Unternehmen, das Jeff Bezos zum reichsten Menschen des Weltalls gemacht hat. Die Liste der Gräueltaten von Amazon ist lang. In Mexiko nutzt Amazon billige Arbeitskräfte aus. Aber nicht nur das.
Was genau hinter dem Bau der Lagerhalle steckt und warum das Argument, dadurch würden Arbeitsplätze geschafft, der Prüfung nicht standhält, haben wir hier zusammengefasst.
Amazon baut Lagerhaus neben Armensiedlung in Mexiko - und erspart sich damit eine Menge Geld — www.moment.at
Die Bilder eines neues Amazon-Lagerhauses neben einer Barackensiedlung zeigen, wie groß die Ungleichheit im globalisierten Kapitalismus ist. In Mexiko nutzt Amazon billige Arbeitskräfte aus....
#4 Kennst du ...?
Ninia Binias, besser bekannt als Ninia LaGrande, ist deutschsprachige Moderatorin, Autorin, Podcasterin und Schauspielerin. Sie beschäftigt sich mit und informiert über die Themen Inklusion, Feminismus, Politik und Mode.
Besonders auf Instagram und anderen sozialen Netzwerken setzt sie sich aktiv für feministische und inklusive Themen ein. Als kleinwüchsige Frau betreffen sie die Themen selbst. 2016 hat sie den Hashtag #ausnahmslos mit initiiert und wurde dafür mit dem Clara-Zetkin-Frauenpreis für politische Intervention ausgezeichnet.
#5 Hast du das gesehen?
In Deutschland stehen die Bundestagswahlen vor der Tür. Ein guter Zeitpunkt, um genau unter die Lupe zu nehmen, was die Politiker:innen und ihre Parteien in einem der brisantesten Themen unserer Generation tun. Und zwar im Klimaschutz. Das dachte sich auch Rezo und spricht in seinem neuen Youtube-Video "Zerstörung Teil 2: Klima-Katastrophe" genau darüber.
Der deutsche Webvideoproduzent mit blauen Haaren ist mit einem solchen Video vor zwei Jahren weit über seine Fanbase hinaus bekannt geworden. "Die Zerstörung der CDU." wurde inzwischen mehr als 19 Millionen mal angesehen.
#6 Bonus Track
Die CO2-Steuer wird immer wieder heißt diskutiert. Wie hoch soll sie sein, um einen positiven Effekt auf das Klima zu haben und wie muss sie gestaltet werden, damit sie sozial gerecht ist? Barbara Blaha hat im ORF-Magazin "Report" Stellung dazu genommen.
Ich wünsche dir eine schöne Zeit!
Lisa
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