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Vom Zug zerstört, von der Bank überfallen
Guten Morgen!
Kürzungen bei Sozialprojekten sind überraschenderweise nicht gut und ein Zug kann dein Geschäft zerstören (wenn du keine Bank bist). Dein Morgenmoment kommt heute von Tom Schaffer.
#1 Möchtest du das teilen?
Die Corona-Krise trifft Jugendliche beim Job-Einstieg besonders hart. Und gerade schwer vermittelbare junge Menschen kriegen nun kaum einen Job oder eine Lehre. Das ist einerseits eine Entwicklung, die sich nachvollziehen lässt. Nicht übersehen darf man an der Misere aber den Anteil der Politik. Es rächt sich jetzt aber auch, dass unter der türkis-blauen Regierung vor zwei Jahren Förderprogramme mit voller Absicht radikal gekürzt wurden.
#2 Zitat der Woche
Die "FinCEN Files": Der Name der Story des internationalen Recherchenetzwerks ICIJ ist so sexy wie ein Betriebswirtschaftslehrbuch. Die Geschichte ist kompliziert, aber wichtig: Es geht um "Fälle von Mafia- und Drogengeldern, Millionenbetrügern, Korruptionsgeldern und sogar Terrorfinanzierung. Ziel all dieser kriminellen Aktivitäten ist Geldwäsche." (Quelle: ORF)
Wer sich nicht im Detail damit beschäftigen will, sollte das auf jeden Fall trotzdem wissen: Die meisten Banken sind nicht gerade vorbildlich dabei, verdächtige Geldflüsse zu stoppen. Die Betrugsabteilungen sind schlecht besetzt, Meldungen an Behörden kommen oft erst verdächtig spät. Das nutzt den Kriminellen. Und den Banken. Die Transaktionen sind lukrativ. Insgesamt geht es um Überweisungen im Wert von mindestens 2 Billionen Dollar. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Aus diesem Anlass geht unser Zitat der Woche an jemanden, der zwar schon vor 64 Jahren gestorben ist, aber es schon damals wusste: Bertold Brecht. Ihm wird der Satz zugeschrieben: "Bankraub ist eine Unternehmung von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank."
#3 Lesetipp
In Österreich ist Sexarbeit erlaubt, aber noch lange nicht akzeptiert. Das erschwert die Arbeitsbedingungen für die Menschen in der Branche. Entscheidungen sollten auf wissenschaftlicher Forschung aufbauen, statt auf moralischen Überlegungen, fordert Helga Amesberger im Interview. Die Soziologin hat als eine der wenigen in Österreich mit Frauen zu dem Thema geforscht: "Die Frauen haben keine Stimme, keine politische Macht, um ihre Interessen durchzusetzen. Gesetze werden über ihren Kopf hinweg gemacht."
#4 In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Jahrzehntelang haben Bahnen in Europa die Verbindungen mit Nachtzügen zurückgebaut. Die Schweiz hat das Geschäft vor einem Jahrzehnt überhaupt aufgegeben. Angesichts der Klimakrise wird das Geschäft aber nun wieder belebt. Die ÖBB hat dabei einiges an Vorarbeit geleistet und auch die Schweiz wird in den kommenden Jahren nun doch wieder ein paar wenige Verbindungen anbieten. So weit, so gut, so logisch - wenn auch eigentlich noch viel zu wenig. Dass die SBB für diesen vernünftigen Schritt aber nun öffentliche Klimaförderungen will, "erzürnt" jedoch die Reiseanbieter. Die paar Züge drohen das Geschäft der Auto- und Flugbranche zu ruinieren, heißt es.
Ich freu mich schon darauf, wie 2024 nach Inbetriebnahme von 3 Nachtzuglinien die Swiss und Easyjet den innereuropäischen Flugverkehr von der Schweiz aus einstellen, weil sie nicht mehr konkurrenzfähig sind. Wow.
— Robert (@Fritztram)
7:10 AM • Sep 20, 2020
Dabei sind es gerade diese umweltzerstörenden Branchen, die nur dank kräftiger Subventionen überhaupt ein Geschäft haben. In Österreich wurde in der am Montag beginnenden Sitzung des Verfassungsgerichtshofes über die "Klimaklage" entschieden. Die Umweltorganisation Greenpeace hat mit über 8.000 UnterstützerInnen gegen die Bevorzugung des Flugverkehrs gegenüber der Bahn durch die weitreichenden Steuererleichterungen für die Flugbranche geklagt. (Mehr dazu in unserer Geschichte: Billiges Fliegen: Wie die Branche Steuern bekämpft)
#5 Frage der Woche
Vergangene Woche wollten wir von unseren LeserInnen wissen, worauf sie zuletzt so richtig stolz waren. Hier findest du nun eine kleine Auswahl der Antworten. Zum Beispiel das:
Ganz allgemein finden wir aber, dass es gerade in diesen nicht so leichten Zeiten wichtig ist, sich der guten Dinge bewusst zu bleiben. Auch der Dinge, die über uns selbst hinaus gehen. Deshalb würden wir diese Woche gerne von dir wissen, welcher Beitrag zur Welt oder welches Engangement von einer Freundin oder einem Freund dich sehr beeindruckt?
Und mit diesem schönen Gedanken wünsch ich dir auch einen schönen Dienstag!
Tom
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