Wir kennen uns doch!

Guten Morgen!

Mit Staatsgeld den Neukauf fetter Autos fördern lassen (Deutsche Autoindustrie), Einstiegsgehälter unter Mindestsicherungsniveau "anbieten", weil man sonst den Standort schließt (Laudamotion/Ryanair), Leiharbeit einsetzen, um Personalkosten zu sparen, während man satte Gewinne ausschüttet (Post): Die neue Normalität schaut jetzt schon sehr alt aus. Ein Morgenmoment von Barbara Blaha.

#1 Möchtest du das teilen?

Die Corona-Krise wird nicht mal so eben überwunden sein. Vor allem weniger Verdienende und kleine Unternehmen werden die Auswirkungen lange spüren müssen. Die soziale Spreizung zugunsten der Vermögenden und die Marktkonzentration könnten weiter steigen, sagt die Ökonomin Elisabeth Springler im MOMENT-Gespräch. Es könnte aber auch anders laufen: Der Staat könnte die Kleinen gezielt entlasten und Hilfen für die Großen an Bedingungen knüpfen.

Die Wirtschaftsforscherin Elisabeth Springler ist überzeugt: Kehren wir zurück zum business as usual wird uns bald die nächste Krise treffen.

#2 Zahl des Tages

Alarmierende Zahlen legt das Institut für Höhere Studien vor. Home schooling ist für finanziell benachteiligte SchülerInnen besonders schwierig, bei 76 Prozent von ihnen stellte sich ein Leistungsabfall ein. Befürchtet wird nun eine wachsende Zahl von SchulabbrecherInnen und ein Anstieg von jugendlichen Arbeitslosen.

#3 Hast du das gesehen?

Leiharbeit macht krank. Sie ist anstrengend, schlecht bezahlt und extrem unsicher. Und: Wer um seinen Job bangt, geht sogar krank noch in die Arbeit. Warum das nicht nur in Zeiten von Corona ein Problem ist, habe ich mir in meiner Videokolumne "Moment mal!" genauer angesehen.

#4 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

In Deutschland zeichnet sich eine Einigung zur Unterstützung der Autoindustrie ab. Bis zu 4.000 Euro staatliche Kaufprämie soll ausgezahlt werden bei Kauf eines Neuwagens, 2,5 Milliarden werden dafür bereitgestellt. Gefördert werden soll der Kauf von allen Autos, die maximal 140 mg Kohlendioxid pro Kilometer ausstoßen. Das liegt weit über dem EU-weiten Grenzwert von 95 mg pro Kilometer und entspricht dem durchschnittlichen Ausstoß von Autos, die 2012 gebaut wurden, wie DER SPIEGEL berichtet. Warum der EU-Grenzwert ignoriert wird? Weil die Autokonzerne dringend auch Modelle wie die BMW-5er-Serie oder die Mercedes-E-Klasse gefördert haben wollen. Aus der Verkehrswende wird so eine Verkehrtwende, die Klimaziele rücken damit in weite Ferne. Kleiner Trost: Noch leistet die deutsche Umweltministerin Widerstand.

#5 Lesetipp

Mehrere Pressekonferenzen verwendete Innenminister Nehammer letzte Woche darauf, um Wien vor allem eins auszurichten: Die Stadt habe nichts im Griff. Wien sieht das naturgemäß anders, und ließ ausrichten, man habe die Lage durchaus unter Kontrolle. Was den Innenminister dann wiederum dazu verleitete, in einem Interview das dauernde politische Hickhack zu beklagen.

Das ist eine beliebte Strategie aus dem Lehrbuch des "Dirty Campaigning", weiß MOMENT-Kolumnistin Natascha Strobl. Das Rezept ist simpel: Zuerst das Gegenüber unlauter anschütten. Sobald Gegenwehr kommt, erklären, dass politisches Hick-Hack ja wohl wirklich das Allerletzte sei. Warum das immer wieder funktioniert, erklärt sie hier.

"Dirty Campaigning" wie aus dem Lehrbuch: Wer politisches Hickhack ablehnt, betreibt es vor allem selbst.

# Gezeichnet

Woche für Woche enthüllt Rafael Buchegger im "Hebel der Macht" die geheimen Machenschaften den Premiers Oktavian Plenk. Diesmal zeigt er, wie erfolgreiche Medienpolitik aussieht.

Bleibt tapfer,

Barbara

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