Wo wir hinsteuern

Guten Morgen,

Portugal steuert Steuern, britische Städte erobern ihre Busse. Und Obszönes aus Ägypten. Dein Morgenmoment, heute von Katharina Egg.

#1 Möchtest du das teilen?

Heute beginnen wichtige Verhandlungen zwischen den EU-Institutionen und den Regierungen der Mitgliedsstaaten. Es geht um die Steuertricks der großen Konzerne. Weltweit verlieren Staaten dadurch mindestens 425 Milliarden Euro. Zeit, den diesen Tricks einen Riegel vorzuschieben, oder? Portugal hat derzeit den Vorsitz im EU-Rat inne und hat sich den Kampf gegen Steuertricks an die Fahnen geheftet. Wir haben David Walch von Attac gefragt, worauf man dabei achten muss und warum Länder wie Österreich bei dem Thema blockieren.

#2 HerStory

Wir machen den März zum „Women’s History Month“ und stellen bedeutende Österreicherinnen vor. Heute: Alev Korun, erste Nationalratsabgeordnete mit Migrationserfahrung.

Alev Korun wurde 1969 in der Türkei geboren. Als Kind besuchte sie ein österreichisches Gymnasium in Istanbul. Ihre Kindheit war geprägt von der instabilen politischen Situation in der Türkei. Sie erinnert sich noch heute daran, dass regelmäßig Menschen auf offener Straße von Rechtsextremen erschossen wurden. Ziel der Attacken waren etwa Gewerkschafter. Schon früh war Politik in ihrer Familie Thema. "Man konnte nicht nicht über Politik sprechen", sagt sie heute.

Mit 11 Jahren erlebte Korun dann den Militärputsch mit. Obwohl sie noch ein Kind war, prägte sie der brutale Einsatz des Militärs. Korun fing an, sich Gedanken über Demokratie und Diktatur zu machen. Schon als Jugendliche bezeichnete Korun sich als Feministin und marschierte auf Frauendemos mit.

Nach der Matura zog sie nach Innsbruck um Gender Studies und Politikwissenschaften zu studieren. Schnell machte sie die erste Erfahrung mit Rassismus in Österreich - bei der Fremdenpolizei. Ein Beamter sagte vor Korun zu einem Kollegen: "Die spricht wahrscheinlich kein Wort Deutsch". Schnell wurde Korun klar, dass sie von einer ganz normalen Bürgerin in der Türkei zu einer "Ausländerin" in Österreich geworden war. Diese Erfahrung brachte Korun dazu, sich politisch gegen Rassismus und Diskriminierung einzusetzen.

Ihr Engagement brachte sie zu den Grünen, für die sich als erste Abgeordnete mit Migrationserfahrung 2008 in den österreichischen Nationalrat einzog. In den Medien war sie "die Türkin". Über den Meilenstein der ersten Migrantin im Parlament schrieb damals fast niemand. Auch im Nationalrat selbst wurde Korun zur Zielscheibe für rassistische Sprüche. Sie solle nach Hause gehen, wenn es ihr in Österreich nicht gefalle, rief ihr ein Abgeordneter etwa zu, als Korun gerade eine Rede über Menschenrechte hielt.

Trotz allen Widrigkeiten blieb Korun bis 2017 als Abgeordnete im Nationalrat für die Grünen. Dort setzte sie sich gegen Diskriminierung und für Chancengleichheit ein. Bis heute bleibt sie diesen Themen treu. Aktuell engagiert sie sich ehrenamtlich bei verschiedenen politischen Initiativen. Besonders beschäftigt sie sich mit Bildungsbenachteiligungen, dort wo Klasse auf Migrationserfahrung trifft.

#3 Gezeichnet

Eine Karikatur in einer Zeitung verärgert den Premierminister Plenk. Er fühlt sich ungerecht behandelt - und findet Zustimmung. Der Hebel der Macht berichtet.

#4 Nachrichten erklärt

Das gestrandete Containerschiff im Suezkanal erheiterte Ende letzte Woche die Internet-Community. Es gab eine regelrechte Meme-Welle und dann hat das Schiff auch noch einen Penis ins Rote Meer gemalen. Hinter dem gestrandeten Schiff stecken noch mehr Informationen, die es wert sind, einen Blick zu werfen. Der Kanal in Ägypten verbindet das Mittelmeer mit dem Roten Meer. Und er ist eine wichtige Abkürzung für Schiffe, die von Nord-Amerika oder Europa nach Asien in den Indischen Ozean wollen. Wir haben die Blockade der großen Handelsroute für Frachter genutzt, um ein paar erstaunliche Fakten auszugraben:

Etwa 30 Prozent aller am Schiff transportierten Container gehen durch den Suez-Kanal. Das sind 13 Prozent aller Handelsgüter der Welt. Die Blockade gefährdet Teile der globalen Lieferkette. Schon jetzt warten mehr als 240 Schiffe auf die Durchfahrt. Ist der Kanal blockiert können sie rund ums Kap der Guten Hoffnung im Süden von Afrika ausweichen. Doch das dauert rund 2 Wochen länger und braucht auch viel mehr Sprit. Die Schifffahrt verursacht schon jetzt 2 bis 3 Prozent der menschengemachten Treibhausemissionen. Sie ist im Pariser Klimaabkommen aber nicht berücksichtigt.

#5 Besser geht doch

In der britischen Stadt Manchester gibt es mehr als 30 private Busbetreiber. Sie haben ihre eigenen Routen, Preise und Zeitpläne. Die Tickets sind teuer und die der einen Linie gelten oft nicht in der anderen. Es nicht gerade das beste System, um sich durch die Stadt zu bewegen. Und es wurde über die Jahre immer schlimmer. Das soll sich jetzt ändern. Die Stadt will wieder mehr Kontrolle über den öffentlichen Verkehr bekommen. Manchester wird die erste britische Großstadt sein, die die Bus-Privatisierung der neoliberalen Thatcher-Regierung in den 1980er-Jahren wieder rückgängig macht.

Ich wünsche einen guten Start in die Woche!

Katharina

Reply

or to participate.