Zerreiße singend deine Jeans!

Guten Morgen!

Warum zerrissene Jeans gegen patriarchale Strukturen kämpfen? Dein Morgenmoment erklärt es dir, zusammengestellt für dich von Tina Goebel.

#1 Möchtest du das teilen?

Die Corona-Pandemie setzt vor allem obdachlosen Menschen zu. Die Stadt Wien hat deshalb ihr “Winterpaket” für Menschen ohne Wohnung bis August verlängert: rund 800 Schlafplätze bleiben vorerst geöffnet. Doch ausgerechnet die “Gudi”, das einzige Notquartier für Männer in Wiens einwohnerstärkstem Bezirk Favoriten, soll von der Verlängerung ausgenommen werden. Außerdem ist unklar, ob es jemals wieder öffnet. Nun regt sich Protest gegen die Schließung. Was ist da los bei den Wiener Notquartieren?

Warum derzeit gegen das Ende eines Obdachlosen-Notquartiers in Wien protestiert wird

#2 Zahl des Tage

Die Volkshilfe Österreich hat im Februar 2021 eine telefonische Umfrage unter einhundert armutsbetroffenen Familien in ganz Österreich durchgeführt. Die Daten sind besorgniserregend: Sechs von zehn befragten Eltern gaben an, dass ihre Kinder einsamer und trauriger sind als vor der Corona-Krise. Was jedoch bedenklich ist: Fast die Hälfte der befragten Familien kennt den Familienhärtefallfonds nicht. Dieser soll ausgerechnet Familien in Not während der Corona-Zeit helfen und einen kleinen finanziellen Ausgleich schaffen, wenn etwa ein Elternteil während der Krise arbeitslos geworden ist. Doch das Geld, das ohnehin nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, muss aktiv beantragt werden. Die Regierung hat es offensichtlich nicht geschafft, jene ausreichend zu informieren, die diese Hilfe dringend brauchen.

#3 In was für einer Welt leben wir?

Eigentlich wollten sie Fische fangen. Doch dann entdeckten Fischer aus dem britischen Cornwall lange, gelbe und weiße Plastikschnüre im Meer. Kurzum entschlossen sie, diese aus dem Wasser zu holen. "Die hätten dort jahrelang treiben und tausende Tiere töten können", so die Fischer, die nicht schlecht staunten, als die Schnüre kein Ende zu nehmen schienen. Wie das Foto zeigt, war ihr Schiff bald voll mit einem Haufen von kilometerlangen Plastikschnüren. Über eine Stunde dauerte die Arbeit. Als sie Fotos von ihrem merkwürdigen Fang auf Facebook posteten, meldeten sich auch Fischer aus Irland, die ebenfalls solche langen Plastikschnüre aus dem Meer gezogen hatten. Woher dieser eigenartige Plastikmüll stammt und wofür solche Schnüre verwendet werden, ist unklar. Dem Fall soll nachgegangen werden.

#4 HerStory

Wir haben den März zum Women’s History Month ausgerufen und stellen dir täglich eine bemerkenswerte Österreicherin vor. Heute: Claudia Lösch, die erfolgreichste Schifahrerin in der Geschichte des österreichischen Behindertensports. Sie zählt überhaupt zu den erfolgreichsten SportlerInnen Österreichs. Siebenmal wurde sie zur Behindertensportlerin des Jahres gewählt.

Claudia Lösch wurde 1988 geboren und wuchs in Niederösterreich in Neupölla auf. 1994 erlitt sie in Folge eines Autounfalls eine Querschnittlähmung. Als Lösch im Fernsehen ein Skirennen mit Behindertensportlern sah, war ihre Motivation geweckt, es ebenfalls in ein solches Team zu schaffen. 2002 wurde sie Mitglied des österreichischen Skiteams im Behindertensport.

In den Rennen ist sie in sitzender Position auf einem Monoski unterwegs. Zu ihren größten Erfolgen zählen Goldmedaillen bei den Winter-Paralympics 2010 in Vancouver im Slalom und Super-G. Insgesamt gewann sie 9 Medaillen bei Paralympischen Winterspielen. Lösch fährt alle Disziplinen. 2009 und 2010 gewann sie den Gesamtweltcup.

2018 gab Lösch überraschend ihren Rücktritt vor einer Weltmeisterschaft bekannt. Sie gab an, dass an ihrem vorzeitigen Karriere-Ende vor allem das “absolut unprofessionelle Verhalten” des Internationalen Paralympischen Komitees verantwortlich gewesen ist. Dieses konnte lange nicht bestätigen, ob die Weltmeisterschaft überhaupt stattfinden würde und konnte lange keinen brauchbaren Rennkalender vorzeigen. Lösch übte jedoch auch Kritik am österreichischen Sportförderungssystem, bei dem Finanzierungsfragen ebenfalls lange ungeklärt blieben.

In Interviews äußerte sich Lösch kritisch über die nicht ausreichende Barrierefreiheit in Skigebieten. Zwar würde es Bemühungen der Betreiber geben, gleichzeitig würden aber oft Sessellifte durch Gondeln ersetzt. Gondeln seien für Menschen mit Behinderung viel schwieriger und anstrengender zu benutzen.

Lösch lebt nun in Innsbruck, wo sie auch Politikwissenschaft studierte. 2021 wurde sie von Werner Kogler in die Kommission der Bundessport GmbH berufen, sie ist die erste Frau in dieser Funktion. Lösch will sich nun dafür einsetzen, dass Sportförderungen treffsicherer bei Athleten ankommen.

#5 Ignoriert

Weltweit gibt es derzeit erschreckende Nachrichten über Frauenrechte, die von den heimischen Medien hier jedoch kaum beachtet werden. Wir fassen drei davon für dich zusammen.

  1. Am Wochenende unterschrieb der türkische Präsident Erdoğan ein Dekret, dass einen großen Rückschritt im Kampf gegen Gewalt an Frauen in der Türkei darstellt. Konkret trat die Türkei aus der "Istanbul-Konvention" aus - ein Übereinkommen des Europarats zum Kampf gegen Gewalt an Frauen. Der türkische Präsident hofft dafür auf Rückenstärkung der konservativen, muslimischen Kräfte seines Landes. Diese waren gegen die Konvention, da sie ihrer Meinung nach die traditionelle Familienkultur gefährde. Nun wird wieder ein Anstieg der Ehrenmorde befürchtet. Frauen protestieren in der Türkei seit Tagen.

  2. Das afghanische Bildungsministerium wollte Schulmädchen ab zwölf Jahren das Singen in der Öffentlichkeit verbieten. Auch hier regte sich Widerstand. Viele Menschen posteten deshalb unter dem Hashtag #IAmMySong Videos, in denen sie singen. Das Ministerium rudert nun zurück und spricht von einem Missverständnis.

  3. Auf sozialen Medien protestieren derzeit auch viele Frauen in Indien. Sie zeigen sich in zerrissenen Jeans unter dem Hashtag #rippedjeans. Sie wehren sich gegen die Aussage eines konservativen Politikers, der sich über eine NGO-Chefin öffentlich mokierte, weil die mit ihren Kindern in einem Flugzeug reiste und zerrissene Jeans an hatte - denn welche Werte würde diese Frau übermitteln?

Indische Frauen protestieren gegen patriarchale Strukturen und posten Fotos von sich in zerrissenen Jeans auf sozialen Medien

Ich wünsche dir, dass du heute nicht den Faden verlierst! So etwas führt in den Weltmeeren zu Problemen, wie wir gelernt haben.

Schönen Donnerstag wünscht Tina

Reply

or to participate.