Das muss man sich erstmal leisten können

Weniger zu arbeiten, ist für viele in Österreich ein Traum - und scheint es auch bleiben zu müssen.

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Weniger zu arbeiten, ist für viele in Österreich ein Traum - und scheint es auch bleiben zu müssen. Dein Morgenmoment, heute von Andreas Bachmann.

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Körperliche und verbale Angriffe. Trans Frauen, die als “schwul” beschimpft werden. Vermeintliche Schutzräume, in denen sich Nutzer:innen nicht sicher fühlten. Davon berichten wohnungslose trans Personen, die eine Notschlafstelle in Wien nutzten, die extra für sie gedacht war. Das Projekt scheiterte, eine Studie dokumentiert jetzt, was schieflief.

#2 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Viele Beschäftigte in Österreich möchten Teilzeit arbeiten. Sei es, weil sie Pflegearbeit leisten müssen. Weil sie gesundheitlich unter dem Vollzeitjob leiden. Oder weil sie einfach Zeit für andere Dinge haben wollen. Das Problem: Jede zweite Person in Österreich kann sich das nicht leisten.

In einer Umfrage von Marketagent im Auftrag von karriere.at gaben 52 % an, auf ihre Vollzeitstelle finanziell angewiesen zu sein. Fast ebenso viele haben Sorge, später zu wenig Pension zu erhalten. Ein Viertel aller 677 befragten Vollzeitbeschäftigten gab an, dass ihre Jobposition ihnen das nicht erlauben würde. Von dieser Gruppe glauben 75 Prozent der Männer und die Hälfte der Frauen, dass sie ihre Arbeit mit weniger Wochenstunden nicht bewältigen könnten. Das heißt auch: Für Menschen, die Vollzeit arbeiten wollen aber nicht können, bleiben Karrieretüren versperrt.

Besonders Führungspositionen werden oft nur als Vollzeitstellen angeboten. Viele Frauen könnten sich auf solche Stellen gar nicht bewerben, selbst wenn sie wollten. 36 Prozent der weiblichen Befragten, die in Teilzeit arbeiten, sagten: Sie arbeiten weniger, weil sie daneben Pflegearbeit leisten. Bei den Männern sagten das nur 7 Prozent. Damit mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, sollten diese Jobs nicht nur als Vollzeitstellen ausgeschrieben werden, rät Georg Konjovic, Geschäftsführer von karriere.at. Auf der anderen Seite: Könnten Männer einfacher in Teilzeit arbeiten, wäre es für sie leichter, mehr Care-Arbeit zu leisten.

Der Wunsch nach einer gesunden Work-Life-Balance ist groß: 83 Prozent der insgesamt mehr als tausend Befragten sagten, ihnen sei ein ausreichendes Maß an Freizeit wichtig. Fast 60 Prozent der Arbeitnehmer:innen wünschen sich, als Vollzeitbeschäftigte auch in einer 4-Tage-Woche arbeiten zu könnten. Geht das allerdings mit reduziertem Gehalt einher, ist das für viele eben nicht leistbar und bleibt unmöglich.

#3 Besser geht doch

Tausende gingen in Bulgarien auf die Straßen, nachdem erschütternde Fälle von häuslicher Gewalt und Misshandlung von Frauen bekannt wurden. Sie forderten schärfere Gesetze, die Frauen vor Gewalt ihrer Partner schützen. Allein von Jänner bis April wurden in Bulgarien elf Frauen von Männern aus ihrem Umfeld getötet. Menschenrechtsaktivist:innen gehen von einer weit höheren Dunkelziffer aus.

Nun beschloss das Parlament in Sofia das Gesetz zum Schutz gegen häusliche Gewalt zu ändern. Das Strafmaß für Gewalttäter erhöht sich von sechs auf bis zu acht Jahre. Und: Das Gesetz schließt jetzt nicht nur verheiratete und unverheiratete Paare, die in einem Haushalt leben, ein. Sondern auch Partner in einem „intimen Verhältnis“. Das ist laut Gesetzgeber eine intime und sexuelle Beziehung von mindestens 60 Tagen Dauer zwischen „Personen männlichen und weiblichen Geschlechts“. Die gleichgeschlechtliche Ehe ist in Bulgarien verboten.

Obwohl Bulgarien jetzt nach öffentlichem Aufschrei und massivem Druck der Demonstrant:innen das Gesetz verschärfte: Das Land ist noch lange kein Vorreiter. Im Gegenteil. Es hat die Istanbul Konvention nicht angenommen. Diese Vereinbarung des Europarats soll helfen, Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt zu bekämpfen. Bulgariens Verfassungsgericht entschied 2018: Die von fast allen EU-Staaten umgesetzte Vereinbarung verstoße gegen die Verfassung des Landes.

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