Gehör- aber nicht sprachlos

Ein grünes Morgenmoment-Banner mit schemenhaften Windrädern im Hintergrund

Guten Morgen!

Wie es ist, gehörlos in Österreich zu sein, und wie antifaschistische Gedenkkultur in Kärnten zum Politikum wird, gibt’s heute im Morgenmoment mit Emma Schrade.

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Mariya Menner unterrichtet an einer FH, ist dreifache Mutter und Schauspielerin - und sie ist gehörlos seit Geburt. Ihr Weg durch Kindergarten, Schule und Ausbildung war nicht einfach. Ein Gespräch darüber, warum das für gehörlose Menschen in Österreich so schwierig ist.

#2 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Die Kärntner Polizei ist am Sonntag mit Hubschrauber, Drohnen und Hundestaffel bei einem antifaschistischen Sommercamp auf dem Gelände der NS-Gedenkstätte Peršmanhof in Bad Eisenkappel angerückt. Eine Gruppe von rund 60 jungen Erwachsenen, darunter Vertreter:innen der Kärntner Slowen:innen und Nachkommenvon NS-Opfern, wollten dort an die Verfolgung, Verbrechen und Massaker an Kärntner Slowen:innen im Nationalsozialismus und den Widerstand gegen das NS-Regime erinnern.

Die Polizei begründete den Einsatz mit mutmaßlichen Verwaltungsübertretungen wie Wildcampen und einem angeblich “sittenwidrigen” Umgang mit der Gedenkstätte. Weil die Anwesenden sich geweigert hätten, an der Identitätsfeststellung mitzuwirken, sei Verstärkung angefordert worden. Eine Person wurde leicht verletzt, mehrere festgenommen oder angezeigt.

Der Bergbauernhof Peršmanhof der Familie Sadovnik war ab 1942 ein wichtiger Stützpunkt der Widerstandsbewegung. Am 25. April 1945 verübten SS und Polizei dort ein Massaker und erschossen elf Personen, darunter sieben Kinder. Heute ist der Peršmanhof einer der wichtigsten Erinnerungs- und Gedenkorte der Kärntner Slowen:innen.

Die Veranstalter:innen vom Klub Slowenischer Studierender in Wien (KSŠŠD) zeigen sich über den Polizeigroßeinsatz erschüttert und fordern Aufklärung. Der für die wissenschaftliche Aufarbeitung und die inhaltliche Vermittlung der Museumsinhalte verantwortliche Društvo/Verein Peršman kritisiert den Polizeieinsatz als "unverhältnismäßig, respektlos und retraumatisierend". “So ein massiver Polizeieinsatz genau 80 Jahre nach dem Massaker reißt bei mir als Nachkomme Wunden auf”, sagt der Vorsitzende des Volksgruppenbeirates der Kärntner Slowen:innen, Bernard Sadovnik. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) kündigte einen runden Tisch zur Aufklärung an.

#3 Zahl des Tages

Die Zahl der Personen mit privater Zusatzversicherung ist von 3 Millionen im Jahr 2014 auf 3,5 Millionen im Jahr 2024 gestiegen, ein Plus von 17 Prozent. Das ergab eine Auswertung des Vergleichsportals krankenversichern.at. Knapp 39 Prozent der österreichischen Bevölkerung - so viele wie noch nie - haben demnach inzwischen eine private Zusatzversicherung. Gestiegen sei vor allem die Zahl der Versicherungen, die Besuche bei Wahlärzt:innen abdecken.

Die Zahl der Wahlärzt:innen steigt seit Jahren. Die Zahl der Kassenärzt:innen geht zurück - vor allem in Wien. Viele Kassensitze bleiben unbesetzt. Das liegt aber nicht an fehlendem Nachwuchs – die Zahl der ausgebildeten Mediziner:innen in Österreich ist im EU-Vergleich relativ hoch. Bürokratische Hürden und lange Arbeitszeiten führen dazu, dass immer weniger junge Mediziner:innen ins Kassensystem einsteigen wollen. 

Diese Entwicklung führt langfristig in ein Zwei-Klassen-System. Nicht alle können sich eine private Zusatzversicherung leisten. Wenig überraschend haben Menschen mit höherem Einkommen besonders häufig private Zusatzversicherungen. Wer Leistungen in Anspruch nehmen muss, die von der gesetzlichen Versicherung nicht abgedeckt sind, muss im Zweifel selbst für die Kosten aufkommen. Auch dadurch sind ärmere Haushalte durch Gesundheitsausgaben viel mehr belastet als reichere. 

Regnerische Grüße aus der Moment-Redaktion

Emma

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