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Groß, gutaussehend, sympathisch - Vergewaltiger

Ein grünes Morgenmoment-Banner mit schemenhaften Windrädern im Hintergrund

Guten Morgen!

An einem Tag sind Medien schockiert, wenn Frauen Opfer von Gewalt werden. Am nächsten Tag verharmlosen sie die Gewalt wieder. Zwei traurige Beispiele dafür liest du im Morgenmoment, der kommt heute von Sebastian Panny.

#1 Möchtest du das teilen?

Wohnen ist mittlerweile überall teuer - aber in Österreich nirgendwo so teuer wie in Innsbruck. Aber warum eigentlich? Und was macht die Stadt dagegen?

#2 Spin des Tages

Bernard Arnault war kurzzeitig der reichste Mann der Welt. Zumindest in Europa ist er immer noch auf Platz 1. Dass er gegen eine Vermögenssteuer ist, wundert da wenig. (Auch wenn es ihm persönlich auch echt egal sein könnte.) Dass er dabei auf Lügen setzt … eigentlich auch nicht.

Frankreich diskutiert aktuell intensiv über eine Vermögenssteuer von 2 % ab 100 Millionen Euro. Denn die Budgetsituation ist auch dort sehr angespannt, und die Steuer könnte bis zu 20 Milliarden Euro einbringen. Und dabei auch für mehr Gerechtigkeit sorgen: Überreiche zahlen auch dort heute effektiv nur halb so viele Steuern wie der Durchschnitt. Zeit also, dass sie zumindest ihren Teil beitragen.

Arnault will jedoch nicht mehr von seinem absurden Vermögen beitragen. Und verbreitet deswegen Lügen: So eine Vermögenssteuer würde die Wirtschaft zerstören, der Vorschlag stamme von einem linksradikalen Aktivisten.

Dieser vermeintliche Aktivist ist allerdings in Wahrheit der weltbekannte Ökonom Gabriel Zucman (hier ein Interview von uns mit ihm, hier die Besprechung seines Buches), der unter anderem in London, den USA und Paris gearbeitet und gelehrt hat. Er wies die Vorwürfe gegen seine Person und die Vermögenssteuer zurück. Er sieht (wie auch andere Ökonom:innen) keine Gefahr für die Wirtschaft durch eine Vermögenssteuer, sondern eine Gefahr für die Demokratie durch extremen Reichtum.

Zucmans Vorschlag für eine Vermögenssteuer würde gerade einmal 1.800 überreiche Haushalte betreffen. Ähnliche Steuern haben in Frankreich früher bereits viel mehr Menschen getroffen. Die Angst vor Steuerflucht wegen Vermögenssteuern ist unberechtigt, wie Beispiele aus anderen Ländern zeigen. Es soll trotzdem eine Schutzmaßnahme geben: Wer ins Ausland zieht, muss die Steuer trotzdem fünf Jahre lang in Frankreich bezahlen.

#3 Altpapier

Die “Krone” berichtet über einen Vergewaltigungs-Prozess, bei dem der Angeklagte schließlich zu sechs Jahren Haft verurteilt wird. Seine Beschreibung könnte dabei auch in einem billigen Groschenroman erschienen sein: Ein “großer, gut aussehender Wiener, der von einem früheren österreichischen Adelsgeschlecht abstammt” und es dem Opfer “mit seiner eigentlich sympathischen Art” angetan hat. In der “Heute” wird wiederum über einen “liebestollen Pensionisten” geschrieben, der betrunken auf seine Nachbarin gefeuert hat. “Sein Motiv: verschmähte Liebe”. Aber naja, “Alter macht nicht immer weise”.

Beide Berichte sind nicht einfach peinlich. Sie verdeutlichen das systematische Versagen österreichischer Medien bei der Berichterstattung über männliche Gewalt gegen Frauen. In einem Artikel wird der Täter möglichst sympathisch dargestellt, im anderen die Tat verharmlost und lächerlich gemacht - dabei hätte es der 13. Femizid in Österreich dieses Jahr werden können.

Vergangene Woche wurde nach zwei Frauenmorden auch in diesen Zeitungen noch schockiert berichtet. Doch Gewalt gegen Frauen wird für solche Medien erst dann wirklich zum Problem, wenn die Täter entweder keine Österreicher oder nicht weiß sind. Doch diese Gewalt hat nichts mit Herkunft oder finanzieller Situation zu tun. Es wäre die Aufgabe von Medien, das klar zu formulieren - und nicht die Gewalt zu verharmlosen.

#4 MOMENT Live

In unserer täglichen Live-Show (Montag bis Donnerstag,18 Uhr) ging es diesmal um den überraschend schnellen Abschluss bei den Metaller-Verhandlungen, der Beschäftigte noch länger beschäftigen könnte:

Du kannst die Videos immer auch hier auf Youtube nachsehen. 

#5 In eigener Sache

Zack, schon wieder ein Jahr um. Wir sind zwar traurig, wie schnell die Zeit vergeht - aber freuen uns umso mehr, ein weiteres Mal mit euch feiern zu können! Am 10. Oktober begehen wir im Celeste unseren 6. Geburtstag und ihr seid herzlich eingeladen. Der Eintritt ist frei, wir freuen uns über eine freiwillige Spende. Damit wir besser planen können, bitten wir trotzdem um eine Anmeldung unter diesem Link. 

Wir freuen uns!

Einen schönen Mittwoch

Sebastian

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