Lieber nicht 69

Mal ehrlich, wer will schon 69 Stunden arbeiten? In diesem Land kehrt langsam ein Umdenken ein.

Guten Morgen!

Mal ehrlich, wer will schon 69 Stunden arbeiten? In welchem Land langsam Umdenken eintritt, liest du im neuen Morgenmoment. Der kommt heute von Sebastian Panny.

#1 Möchtest du das teilen?

Auch vor Bildung macht die Teuerung keinen Halt. Besonders zu Schulbeginn bekommen das viele Eltern zu spüren. Dagegen gibt es eigentlich das Schulstartgeld - doch das reicht schon lange nicht mehr als Unterstützung:

#2 Spin des Tages

Die ÖVP möchte mit Steuersenkungen die Menschen entlasten. Behauptet sie zumindest. Einem genauen Blick hält das aber nicht stand. Von den Steuersenkungsplänen der ÖVP haben vor allem Besserverdiener:innen und Männer etwas.

Die ÖVP möchte den Eingangssteuersatz - den Steuersatz auf den niedrigsten Betrag über der Steuerfreigrenze - von 20 auf 15 Prozent senken. Und sie will die vierte Steuerstufe entfernen. Eine Analyse des Momentum Instituts zeigt: Es sind vor allem Top-Verdiener:innen, die davon profitieren.

Wer unter 6.600 Euro brutto im Monat verdient, spart sich dadurch 400 Euro im Jahr. Danach steigt die Steuerersparnis stark an. Topverdiener:innen mit 9.400 Euro brutto bleiben 3.000 Euro mehr. Sie profitieren also 7,5-mal so viel.

Wer weniger als 2.100 Euro verdient, hat von der Maßnahme weniger. Ab einem Einkommen von 1.000 Euro spart man sich gar nichts mehr. Auch zwischen den Geschlechtern wirkt sich die Kürzung ungleich aus. Männer sparen im Schnitt 480 Euro, Frauen 252 Euro.

Und wer bezahlt das alles? Gegenfinanzierung legt die ÖVP keine vor. Über kurz oder lang führt das zu staatlichen Leistungskürzungen. Wem schadet das am meisten? Richtig: Denen, die am wenigsten von der Steuersenkung haben.

#3 So kann es gehen

Gerade noch diskutierte man in Südkorea eine 69-Stunden-Woche. Nun sollen nur noch 35 Stunden pro Woche gearbeitet werden.

Es gibt erstmals ein staatliches Pilotprojekt zur Arbeitszeitverkürzung. Das findet ab Oktober in der bevölkerungsreichsten Provinz Gyeonggi-do statt. Teilnehmen werden 50 Unternehmen. Sie werden finanziell von der Provinz mit bis zu 6,7 Millionen Euro unterstützt.

Unternehmen können dabei selbst entscheiden, wie sie die Arbeitszeitverkürzung umsetzen: Jede zweite Woche nur vier Tage arbeiten, die Verkürzung über die ganze Woche ausdehnen oder den halben Freitag freigeben. Die Angestellten verdienen dabei gleich viel Geld wie zuvor.

Erst 2018 wurde die reguläre Arbeitszeit in Südkorea auf 52 Stunden gesenkt. 40 Stunden sind reguläre Arbeitszeit, dazu kommen 12 Überstunden. 2023 wurde noch überlegt, die Arbeitszeit wieder auf 69 Stunden zu erhöhen. Das Land ist bekannt für extrem lange Arbeitszeiten und eine strenge Arbeitskultur. Das Pilotprojekt ist also eine kleine Revolution.

Es soll zu einer besseren Work-Life-Balance, mehr Zufriedenheit und besserer Gesundheit führen. Diese Auswirkungen konnten bisher bei allen Projekten zur 4-Tage-Woche bestätigt werden, etwa bei der größten bisherigen Studie in Großbritannien. Dort haben fast 3.000 Personen die 4-Tage-Woche getestet. Die Menschen waren glücklicher, Kündigungen und Krankenstände gingen zurück. Und sie waren produktiver - wovon auch Unternehmen profitierten. 54 von 61 Betrieben behielten die kürzere Arbeitszeit.

Südkorea will damit auch gegen die niedrige Geburtenrate ankämpfen. In keinem anderen Land der Welt werden so wenige Kinder geboren. Einer der Gründe dafür sind lange Arbeitszeiten und strenge Anforderungen an Mitarbeiter:innen.

#4 MOMENT Live

Unsere Live-Show läuft täglich von Montag bis Donnerstag ab 18 Uhr. Du kannst die Videos immer auch hier nachsehen. Heute kehrt auch Angela Alexa endlich wieder aus der Sommerpause zurück und versorgt euch mit den spannendsten Themen des Tages.

Einen schönen Start in die neue Woche

Sebastian

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