Mehr ist noch immer zu wenig

Pensionist:innen verloren in drei Jahren massiv an Kaufkraft. Die höheren Bezüge ab nächstem Jahr gleichen das nicht aus.

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Pensionist:innen verloren in drei Jahren massiv an Kaufkraft. Die höheren Bezüge ab nächstem Jahr gleichen das nicht aus. Das und mehr im Morgenmoment, heute gestrickt von Andreas Bachmann

#1 Möchtest du das teilen?

Eine weite Reise mit dem Zug antreten. Das ist kompliziert. Tickets sind meist teurer als beim Fliegen, der Aufwand beim Planen viel größer. Dabei wollen immer mehr Menschen mit dem Zug reisen. Im Kampf gegen die Klimakrise ist es wichtig, umzusteigen. Ein kleines Startup will Zugreisen leichter machen. Ohne die Politik wird die Revolution aber schwer.

#2 In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Ob auf dem Kassazettel, der Energierechnung oder bei der Miete: Jede:r spürt die Teuerung, die in Österreich besonders hoch ist. Auch Pensionist:innen können sich immer weniger leisten. Zwischen Jänner 2020 und Juni 2023 verloren Pensionen 7,9 Prozent an Wert. Das berechnete das Momentum Institut. Wer zu Beginn des Jahres 2020 die Durchschnitts-Pension von 1.631 Euro brutto pro Monat bezog, kann sich heute davon viel weniger leisten: nämlich nur Waren und Dienstleistungen im Wert von 1.502 Euro. Das sind 130 Euro weniger.

Dabei werden die Pensionen jährlich an die Teuerung angepasst. Also sollte doch alles gut sein? Leider nicht. Erhöht werden die Pensionen immer erst im Nachhinein. Galoppiert die Teuerung so davon, wie in den vergangenen zwei Jahren, verlieren Pensionist:innen Geld. Einmalzahlungen halfen kurzfristig, verpufften dann aber schnell wieder.

Zum 1. Jänner steigen die Pensionen zwar. Um voraussichtlich 9,7 Prozent geht es nach oben. Berechnet wird das vom Sozialministerium anhand der Teuerung der vergangenen zwölf Monate: von August 2022 bis Juli 2023. Aber selbst damit werden Pensionist:innen noch immer 24 Euro unter dem Niveau ihrer Kaufkraft im Jahr 2020 liegen.

Und: Den davor erlittenen Verlust ihrer Kaufkraft, den Pensionist:innen seit langem spüren, gleicht das nicht aus. Auch Bezieher:innen der Mindestpension haben jetzt weniger als 2020. 3,3 Prozent verloren ihre Bezüge an Wert. Diese sogenannte Ausgleichszulage beträgt 1.321 Euro. Damit liegt sie deutlich unter der Armutsgefährdungsschwelle von aktuell 1.476 Euro brutto im Monat.

Das Momentum Institut empfiehlt, die Ausgleichszulage über die Armutsgefährdungsschwelle zu heben. Zeiten, in denen Kinder betreut und Angehörige gepflegt werden, sollten besser angerechnet werden. Vor allem Frauen leisten diese wichtige Care-Arbeit. Und Frauen sind es, die unter anderem deshalb häufiger von Altersarmut betroffen sind.

#3 Die Nachrichten erklärt

Es war die größte Firmenpleite des Jahres in Österreich: Im Juni meldete die marode Möbelhauskette Kika/Leiner Insolvenz an. 1.700 der damals noch 3.900 Mitarbeiter:innen verloren ihren Job, 23 Filialen wurden geschlossen. Auch der Staat verliert durch die Pleite des früheren Unternehmens von René Benko viel Geld - und damit wir alle. Jetzt wurde bekannt, wie viel Geld Kika/Leiner wem schuldete. Es ist Geld, das großteils verloren ist. Die 450 Gläubiger:innen meldeten bis Ende vergangener Woche 93 Millionen Euro an offenen Rechnungen an.

Das Finanzamt ist der mit Abstand größte Gläubiger: 46,5 Millionen Euro Außenstände hatte Kika/Leiner dort. Denn das Finanzamt stundete dem Unternehmen vor der Pleite und in der Coronakrise großzügig Steuern. Doch: Das zuständige Finanzministerium vergaß, vom Unternehmen Sicherheiten zu verlangen, falls es das Geld nicht zurückzahlen kann. Dabei war schon damals bekannt, wie schlecht es um die Möbelhauskette bestellt war. Ein teurer Fehler, wie sich jetzt zeigt.

Auch die Mitarbeiter:innen fordern noch Geld: 8,8 Millionen Euro schuldet Kika/Leiner seinen Beschäftigten. Der Krankenkasse ÖGK fehlen 3,3 Millionen Euro an offenen Beiträgen. Die Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes hat Außenstände in Höhe von 3,9 Millionen Euro. Auch das ist Geld, das letztlich alle zahlen. Die jetzt angemeldeten 93 Millionen Euro sind nur eine vorläufige Summe. Wahrscheinlich ist, dass noch mehr Forderungen angemeldet werden.

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