Noch länger Arbeiten im Alter?

Ein grünes Morgenmoment-Banner mit schemenhaften Windrädern im Hintergrund

Guten Morgen!

Über Hürden für Arbeitssuchende im Alter und wie die ÖVP alte Teilzeitdebatten aufwärmt, liest Du heute im Morgenmoment von Emma Schrade.

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Während vor allem rechte und liberale Parteien und Lobbygruppen immer wieder ein höheres Pensionsantrittsalter fordern, fällt es älteren Menschen ohnehin schon schwer, eine Arbeit zu finden.

#2 Spin des Tages

Während (nicht nur) ältere Arbeitnehmer:innen also auf der Strecke bleiben, wird uns ein angeblicher Mangel an Arbeitskraft erklärt. Die ÖVP fordert schon wieder, Teilzeit in Österreich solle weniger attraktiv werden. Diesmal: Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). Er fürchte um die “Wettbewerbsfähigkeit” und will nicht verstehen, dass jemand freiwillig in Teilzeit arbeitet.

Das muss er an sich eh nicht verstehen. Was Beschäftigte in ihrem Privatleben mit ihrem Lohn machen, geht einen Minister wenig an. Wenn Menschen ihr Einkommen verwenden, um sich Freizeit zu schaffen, ist das nicht verwerflicher, als wenn sie sich einen schönen Urlaub oder ein neues Auto leisten.

So freiwillig ist die Teilzeit in den meisten Fällen ohnehin nicht. Vor allem für Frauen, die 77% der Teilzeit-Beschäftigten ausmachen. Da sie zwei Drittel der unbezahlten Care-Arbeit leisten, fehlt oft die Zeit, um aufzustocken. Hier müsste und könnte die Politik hingegen viel mehr machen.

Ein Drittel der Teilzeitkräfte gibt an, dass sie aufgrund von Betreuungspflichten nicht mehr arbeiten können. Sie bräuchten den Ausbau von Kinderbetreuung und Pflege und flexiblere Arbeitszeitmodelle. Die restlichen zwei Drittel führen Berufe aus, die physisch oder psychisch so anspruchsvoll sind, dass Vollzeit keine Option ist. Bei denjenigen, die gerne aufstocken würden, scheitert es oft an den Arbeitgebern. Obwohl sich viele eine Arbeitszeitverkürzung wünschen, können sich das nicht alle leisten. 

Seit Jahrzehnten wurde die gesetzliche Vollzeit-Arbeit nicht verkürzt. Dabei leisten wir in der Arbeitszeit immer mehr. Überfällig ist, dass die Löhne steigen und wir Beschäftigte mehr Freizeit als Ausgleich für unsere Leistung bekommen. Auch so würde die Teilzeitquote sinken. Was wir in Österreich nicht brauchen: eine Bestrafung von Menschen in Teilzeit. Was wir in Österreich brauchen: mehr Wahlfreiheit und attraktivere Vollzeitjobs.

#3 Ignoriert

Die 26-jährige Rahma Ayat wurde am 4. Juli in der Nähe von Hannover ermordet. Der Aufschrei in den sozialen Medien und der algerischen Community ist groß. Aber sonst irgendwie nirgends. Bis auf die “taz” berichtete bisher keine größere Tages- oder Wochenzeitung über den mutmaßlich rassistisch motivierten Femizid. Das ist fatal, denn Rahma Ayats Fall steht beispielhaft für systematische Gewalt gegen Frauen - besonders gegen rassifizierte Frauen.

Haltet die Ohren steif,

Emma

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