Schwimmkurs für Kapitalisten

Wien zeigt Unternehmergeist mit Gratisaktionen. Ein wirtschaftlicher Think Tank schüttelt da den Kopf und jammert über verschwendetes Steuergeld.

Guten Morgen!

Wien zeigt mit Gratisaktionen Nächstenliebe und vor allem wirtschaftliches Geschickt. Ein neoliberaler Thinktank schüttelt den Kopf und jammert über verschwendetes Steuergeld. Was sie dabei nicht verstanden haben, liest du im heutigen Newsletter. Katrin Kastenmeier hat ihn für dich geschrieben.

#1 Möchtest du das teilen?

Der neoliberalen Thinktank Agenda Austria ärgert sich über Vergünstigungen für Swifties. Worum es dabei wirklich geht, analysiert Natascha Strobl hier.

#2 In was für einem Land leben wir eigentlich?

Alle stecken in der Krise, doch wer macht Rekordgewinne? Die Banken. 3,4 Milliarden Euro Gewinn machten sie alleine im ersten Quartal 2024, zeigt eine Analyse des Momentum Insituts von Daten der österreichischen Nationalbank (OeNB). Die Ökonom:innen sahen sich auch noch die Bilanzen von Bank Austria, Bawag und Erste Group an, um zu sehen, ob auch Übergewinne gemacht wurden. Das Ergebnis: Alle drei Banken konnten im Vergleich zum Vier-Jahres-Schnitt vor der Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) große Übergewinne einfahren.

Warum cashen sie so ab? Erste Bank und Co. legen bei der EZB an und bekommen dafür 4 Prozent Zinsen. Für die Kund:innen der Banken wurden die Zinsen auf ihre Ersparnisse aber kaum erhöht. Sie lagen bei gerade einmal 0,96 Prozent.

Dazu kommt: Die heimischen Banken verlangen für Finanzdienstleistungen wie Kontoführung oder Depots Gebühren. Von 2005 bis 2021 – in 16 Jahren – haben sie diese um 27 Prozent erhöht. Danach stiegen sie innerhalb von nur zwei Jahren auf über 50 Prozent. Damit haben sie ihre Preise zwischen 2021 und 2023 sogar stärker erhöht als die allgemeine Teuerung.

Die Gebühren schrauben sie hinauf, ohne einen besseren Service für ihre Kund:innen zu bieten. Im Gegenteil: Österreichische Banken sperren immer mehr Filialen zu. Zwischen 2005 und 2013 schwankte die Zahl der Filialen in Österreich regelmäßig um die 5.000. Von 2005 bis 2023 sank sie um knapp dreißig Prozent. Das bedeutet 1.464 Filialen weniger für die Bankkund:innen in Österreich.

Das Ganze hat auch für den Staat Nachteile. Jede Million, die Banken von der OeNB bekommen, fällt als Verlust bei ihr an. 2023 schrieb die OeNB erstmals rote Zahlen. Das wird sich auf das Budget für künftige Ausgaben im Sozialbereich auswirken. Die extremen Übergewinne von Erste Bank, Bank Austria, Raiffeisen Wien-NÖ und Bawag gehen also auf die Kosten von uns allen.

Die Regierung könnte da eingreifen. Sie kann Banken verpflichten, den Sparzins zu erhöhen und eine Übergewinnsteuer einführen. Damit könnte die Allgemeinheit an den Rekordprofiten beteiligt werden. Österreich hätte dadurch heuer bereits 380 Millionen Euro allein von drei der Gewinner-Banken eingenommen.

#3 Hast du das gesehen?

Bevor der Wahlkampf überhaupt richtig starten konnte, werden wieder die abstrusesten Forderungen laut. Selbst solche, die bereits vor Jahren als verfassungswidrig abgeschmettert wurden. Worum es dabei geht, erklärt Yasmin.

@moment_magazin

Bevor der Wahlkampf überhaupt richtig starten konnte, werden längst ausdiskutierte Forderungen erneut laut. Was bereits vor fünf Jahren al... See more

#4 Lesetipp

Die Wissenschaft zeigt: Österreich muss seine Ernährungsempfehlungen anpassen. Denn die bisherigen machen uns langfristig krank. Was und wie viel wovon dabei auf dem Speiseplan stehen sollte, liest du hier. 

Ein wenig Abkühlung an diesem heißen Dienstag wünscht dir,

Katrin

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