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Guten Morgen!
Wusstest du, dass für Würstelstände strengere Regeln gelten als für Kinder-Feriencamps? Österreich eben: Hauptsache, die Wurst bleibt sicher. Den heutigen Morgenmoment schickt dir Anđela Alexa.
#1 Möchtest du das teilen?
Wir nutzen die Sommermonate, um dir ein paar spannende, zeitlose Texte aus unserem Archiv zu zeigen, die viele neue Abonnent:innen vermutlich noch gar nicht kennen. Etwa dieses Interview mit der Philosophin und Wirtschaftswissenschafterin Ingrid Robeyns über das Konzept des „Limitarismus”. Darin erklärt sie, warum sie eine Obergrenze für Reichtum fordert - und wo diese ihrer Ansicht nach liegen sollte.
#2 Besser geht doch!
Helsinki hat geschafft, woran andere Großstädte scheitern: 2024 kam dort kein einziger Mensch im Straßenverkehr ums Leben. Zum Vergleich: In Wien, einer der sichersten Städte Österreichs, wurden im selben Jahr 6.703 Menschen im Straßenverkehr verletzt und 20 getötet.
Das Erfolgsrezept: Mehr als die Hälfte der Straßen in Helsinki sind auf Tempo 30 begrenzt – nicht erst nach schweren Unfällen, sondern aus Prinzip. Die Stadt investiert gezielt in sichere Kreuzungen, Radwege und Gehsteige. Das schützt besonders Kinder, Fußgänger:innen und Radfahrende.
Getragen wird das Ganze von einer klaren politischen Vision: „Vision Zero“ – null Verkehrstote – ist seit Jahrzehnten das überparteiliche Ziel. Strenge Kontrollen, gute öffentliche Verkehrsmittel und klare Regeln auch für E-Scooter (max. 20 km/h tagsüber, 15 km/h nachts, kein Verleih in Wochenend-Nächten) sorgen zusätzlich für Sicherheit.
Österreich verzeichnete 2024 zehnmal mehr Verletzte im Straßenverkehr als Finnland, bezogen auf die Bevölkerungszahl. Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Zahl der Verkehrstoten in Österreich sogar um 17 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Helsinki zeigt: Sicherheit im Verkehr ist machbar – wenn man sie politisch will.
#3 Hast du das gewusst?
Ein Würstelstand braucht mehr Lizenzen als ein Kinder-Feriencamp.
In Österreich gibt es derzeit kaum Vorgaben für Betreiber:innen von Sommercamps – weder müssen sie Kinderschutzkonzepte vorlegen noch Prüfungen über Kinderbetreuung ablegen. Das kritisiert jetzt nach den Kinder- und Jugendanwaltschaften auch die Bundesstelle für Sektenfragen. Nur die Bundesländer Kärnten und Vorarlberg haben gesetzliche Regelungen für Feriencamps. Laut Bundesstelle für Sektenfragen gab es Feriencamps, in denen Kinder religiös missioniert oder in Isolation gedrängt wurden.
Bereits 2022 wurde Kritik an der fehlenden Regulierung laut. Kinder- und Jugendanwaltschaften und die Bundesstelle für Sektenfragen fordern daher bundesweit verbindliche Qualitätsstandards für Sommercamps – inklusive verpflichtenden Kinderschutzkonzepten, Schulungen für Personal und pädagogischen Konzepten. Das Familienministerium wiederum sieht solche Regelungen als Aufgabe der Bundesländer.
Fest steht: Wenn für Würstelstände mehr Auflagen gelten als für Kinder-Feriencamps, läuft etwas gewaltig schief.
Manchmal ist Alltag ziemlich absurd – genieße ihn trotzdem,
Anđela Alexa
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