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Suchthilfe, Schwangerschaft, Schulabbruch: Sparen überall

Ein grünes Morgenmoment-Banner mit schemenhaften Windrädern im Hintergrund

Guten Morgen!

Sparen, Sparen, Sparen heißt es wieder mal in Österreich. Von langfristigem Denken fehlt dabei jede Spur. Von Süchtigen, Hebammen und Jugendcoachings liest du im heutigen Morgenmoment von Christiane Kaiser.

#1 Möchtest du das teilen?

Die Stadt Wien muss sparen – und tut das auch bei Arbeitsmarkt-Angeboten für Süchtige. Betriebsräte, Mitarbeitende und Klient:innen wehren sich.

#2 In was für einem Land leben wir eigentlich?

Das verpflichtende Hebammengespräch kommt nun doch nicht. Im neuen e-Eltern-Kind-Pass waren ab 2026 eigentlich drei Gespräche mit einer Hebamme geplant, eines davon verpflichtend. Jetzt bleiben nur die zwei freiwilligen Beratungstermine. Laut Gesundheitsministerium konnte das verpflichtende Gespräch „aus ökonomischen Gründen” nicht aufgenommen werden. Das Familienministerium betont, dass das Untersuchungsprogramm trotzdem von einer auf zwei freiwillige Beratungen ausgebaut werde, und argumentiert, dass eine Verpflichtung auch Sanktionen mit sich bringen müsse.

Ein verpflichtender Termin hätte vor allem sozial benachteiligte Mütter und Familien erreicht, die freiwillige Angebote seltener nutzen, argumentiert hingegen das Österreichische Hebammengremium (ÖHG). Die verpflichtende Hebammenberatung hätte demnach helfen sollen, häusliche Gewalt sowie psychische und soziale Belastungen früh zu erkennen und rechtzeitig Unterstützung zu organisieren.

Das neue Untersuchungs- und Beratungsangebot im e-Eltern-Kind-Pass sei über lange Zeit von Expert:innen ausgearbeitet worden, und man habe fix mit der Umsetzung gerechnet, heißt es vom ÖHG. Trotzdem werde er nun kurzfristig gestrichen, kritisiert der Verband: „Jede nicht erkannte Depression, jede übersehene Gewalterfahrung, jede verpasste Chance auf frühe Unterstützung kostet langfristig mehr – menschlich wie volkswirtschaftlich.“

Die Entscheidung trifft nicht nur Mütter und Familien, sondern auch die Hebammen selbst. Die Studienplätze wurden in den letzten Jahren ausgebaut, auch mit Blick auf das verpflichtende Gespräch. Jetzt wird die Maßnahme doch nichts, gleichzeitig schließen immer mehr Geburtenstationen. Für junge Hebammen wird es so noch schwieriger, eine Stelle zu finden. Als Reaktion hat eine Tiroler Hebamme eine Petition gestartet. Sie hat bereits über 62.000 Unterschriften.

#3 Zahl des Tages

An AHS und BHS kürzt das Sozialministerium beim Jugendcoaching. Ein Drittel des Angebots dort wird eingespart. Jugendcoachings unterstützen Jugendliche dabei, in Ausbildung zu bleiben oder nach einem Schulabbruch wieder ins System zurückzufinden. Das seit 2021 existierende Angebot gilt als sehr erfolgreich und als wichtiger Grund für die vergleichsweise niedrige Jugendarbeitslosigkeit in Österreich.

Der Bildungsforscher Mario Steiner vom Institut für Höhere Studien, der für die Evaluation zuständig war, hält Kürzungen in diesem Bereich für kurzsichtig: Nur mit guter Beratung lasse sich verhindern, dass Jugendliche Zeit und der Staat Geld in Ausbildungen investieren, die nicht passen und am Ende abgebrochen werden.

Widersprüchlich wirkt die Kürzung auch noch, denn das Bildungsministerium bereitet derzeit neue „Perspektivengespräche“ für Schulabbrecher:innen vor, die ihnen Wege in anderen Schulen oder Ausbildungen aufzeigen sollen – ein ähnliches Angebot also wie das, bei dem jetzt gekürzt wird.

#4 MOMENT Live

In unserer täglichen Live-Show (Montag bis Donnerstag,18 Uhr) ging es diesmal um Arbeitslosigkeit.

Du kannst die Videos immer auch hier auf Youtube nachsehen. 

Einen schönen Dienstag wünscht dir

Chrisi

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