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Von Trinkgeld und falsch verteiltem Geld

Guten Morgen!
Die Regierung hat sich auf eine neue Abgaben-Regelung für Trinkgelder geeinigt, und der Rechnungshof stellt fest, was eh offensichtlich ist: Die österreichische Medienförderung ist ein schlechter Witz und fördert Trash statt gutem Journalismus. Diesen Morgenmoment schickt dir Ruth Eisenreich.
#1 Möchtest du das teilen?
Wir nutzen die Sommermonate, um dir ein paar coole, zeitlose Artikel aus unserem Archiv zu zeigen, die viele neue Abonnent:innen vermutlich noch gar nicht kennen. Etwa dieses Interview mit dem weltbekannten Tech-Denker Evgeny Morozov aus dem Jahr 2019. Darin spricht er mit unserem Chefredakteur Tom Schaffer über eine Digitalisierung, die nicht nur großen Konzernen dient - sondern uns allen. Er erklärt, warum die Tech-Welt weniger wie Amazon und mehr wie eine öffentliche Bücherei sein sollte.
#2 Zahl des Tages
Nach wochenlangen Diskussionen hat sich die Regierung auf eine neue Abgaben-Regelung für Trinkgeld geeinigt. Trinkgeld ist und bleibt in Österreich steuerfrei. Für die Sozialversicherungsbeiträge, die schon bisher anfallen, gibt es ab 2026 für die Gastronomie und die Hotelbranche eine bundesweit einheitliche Regelung.
Sie basiert auf einer fixen Pauschale: 65 Euro pro Monat für Kellner:innen, die selbst kassieren. 45 Euro für alle anderen, die zum Beispiel über ein betriebsinternes Verteilsystem Trinkgeld bekommen. Pauschale bedeutet: Es wird angenommen, dass alle Beschäftigten monatlich diese Summe an Trinkgeld machen. Auf diesen Betrag müssen sie daher Sozialversicherungsbeiträge zahlen - egal, wie viel Trinkgeld sie wirklich eingenommen haben. Wer gar kein Trinkgeld bekommt, zahlt aber auch keine Beiträge dafür.
Schon bisher gab es für das Trinkgeld Pauschalen, aber die unterschieden sich je nach Bundesland, Branche und Tätigkeit. Jetzt werden sie vereinheitlicht. Die Werte für die nächsten drei Jahre (in Euro pro Monat):

Ab 2029 sollen die Pauschalen dann jedes Jahr der Inflation angepasst werden:
Ist das jetzt gut oder schlecht für Beschäftigte? ÖVP, NEOS und Wirtschaftskammer hatten sich für möglichst niedrige oder gar keine Abgaben auf Trinkgeld eingesetzt, SPÖ und Gewerkschaft für eher hohe Abgaben. Denn: Je weniger eine Person in die Sozialversicherung einzahlt, desto weniger Krankengeld, Arbeitslosengeld und Pension bekommt sie später.
Eine Frage, die in der ganzen Diskussion kaum Thema war, hat Oliver Picek, Chefökonom des Momentum Instituts, in einem Kommentar angesprochen: Warum sind Beschäftigte in vielen Dienstleistungs-Jobs überhaupt so abhängig vom Trinkgeld? Wäre es nicht die Verantwortung der Unternehmen, Löhne zu bezahlen, von denen man auch ohne Trinkgeld leben kann?
#3 In eigener Sache
Der Rechnungshof fordert neue Qualitätsstandards für die staatliche Medienförderung. Er kritisiert, dass bisher vor allem etablierte Medien profitieren und Vielfalt, Innovation und journalistische Qualität zu kurz kommen.
Bisher zählt für die Förderung vor allem, wie lange es ein Medium schon gibt und wie groß seine Reichweite ist. Zehn Konzerne holen sich zusammen 73 Prozent der Förderungen. Neue oder kleinere Medien haben dagegen kaum eine Chance. Der Rechnungshof fordert daher eine Reform: Die Förderungen sollen an Qualität gekoppelt werden und mehr Platz für neue Medien schaffen. So könnte etwa festgelegt werden, dass nur Medien Steuergeld bekommen, die ein Redaktionsstatut haben und journalistische Standards einhalten.
Erst vor ein paar Tagen wurde bekannt, dass die rechte Krawallplattform Exxpress künftig Geld aus der sogenannten Qualitätsjournalismus-Förderung erhalten wird - gegen die Empfehlung des zuständigen Fachbeirats und zusätzlich zur Digitalförderung und der Privatrundfunkförderung. Damit MOMENT.at sie nicht bekommt, haben die Verantwortlichen hingegen sogar nachträglich die Richtlinien geändert, wie unser Chefredakteur Tom Schaffer in einem Kommentar erklärt hat.
Einen schönen Start ins Wochenende wünscht dir
Ruth
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