Warnstreik

Ein grünes Morgenmoment-Banner mit schemenhaften Windrädern im Hintergrund

Guten Morgen!

Von wirksamer Kritik gegen AfD-Annäherungen und hoffentlich wirksamen Warnstreiks in der Sozialwirtschaft liest du im heutigen Morgenmoment von Christiane Kaiser.

#1 Möchtest du das teilen?

Die dubiose deutsche Lobbyorganisation der “Familienunternehmer” wollte sich aus Konzerninteressen der AfD annähern. Was genau geschah und wie öffentlicher Druck zur Ausladung führte, liest du im Kommentar von Natascha Strobl.

#2 Nachgereicht

In unserem gestrigen Newsletter war zwar eine richtige Geschichte enthalten, aber ein falscher Link darauf. Falls du sie deshalb nicht gefunden hast, hier unser Text darüber, warum eine Veränderung der Straßenverkehrsordnung zu einer gefährlich enthemmten Überwachung der Öffentlichkeit führen könnte.

#3 Zahl des Tages

Die Sozialwirtschaft streikt, und das zu Recht. Im Zuge der aktuellen KV-Verhandlungen haben die Arbeitgeber:innen eine „Lohnerhöhung“ von durchschnittlich 1,71 Prozent auf KV-Gehälter angeboten. Das sei zu wenig, heißt es von Seiten der Gewerkschaften, die mit Aktionen wie „4 gewinnt“ ihre Forderungen deutlich gemacht haben. Von 2. bis 4. Dezember finden deshalb österreichweite Warnstreiks im privaten Gesundheits-, Sozial- und Pflegebereich statt.

Soziale systemrelevante Berufe werden schon jetzt unterdurchschnittlich bezahlt im Vergleich zu anderen Branchen und der Gesamtwirtschaft – das zeigt eine Auswertung des Momentum Instituts.

In der Betreuung werden brutto pro Stunde im Schnitt 18,56 Euro vergütet – bei einem Frauenanteil von 87 Prozent in der Branche. In der Pflege sind rund 8 von 10 Beschäftigten weiblich, ihnen wird 20,50 Euro brutto pro Stunde bezahlt. Der Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liegt bei 21,55 Euro.

Hinzu kommt, dass in der sozialen Daseinsvorsorge schon jetzt Arbeitskräfte fehlen. Bei der diplomierten Gesundheits- und Krankenpflege kommen aktuell 4 offene Stellen auf eine arbeitslose Person. In der Elementarpädagogik sind es etwa 2,8 offene Stellen.

Ein schlechter Lohnabschluss würde diese Berufe zusätzlich unattraktiv machen und das Personalloch vergrößern. Lohnabschlüsse unter der Inflation sind de facto Lohnkürzungen. Man kann sich von seinem Gehalt weniger leisten. Die Inflation diesen November lag laut einer aktuellen Schnellschätzung der Statistik Austria bei 4,1 Prozent.

#4 Der Reihe nach

Das AMS hat neue Arbeitslosenzahlen veröffentlicht: fast 400.000 Menschen sind derzeit arbeitslos oder befinden sich in Schulungen. Das Momentum Institut zeigt auf, inwiefern eine staatlich garantierte Jobgarantie, eine sinnvolle und kostengünstige Lösung wäre.

Langzeitbeschäftigungslosigkeit* betrifft besonders ältere Menschen und hat viele negative Folgen. Für Betroffene geht sie mit enormer psychischer Belastung und einem erhöhtem Krankheitsrisiko einher. Für den Staat bedeutet sie hohe Kosten. Ein Jobgarantie-Programm müsste nicht wesentlich teurer sein, würde aber langfristig Kosten sparen und Menschen rasch und dauerhaft in Jobs bringen. Das zeigen Programme wie die Jobgarantie Marienthal oder die Aktion 20.000.

Staatliche Jobgarantie bedeutet: Menschen, die keinen Arbeitsplatz finden, sollen in letzter Instanz vom Staat einen Job bereitgestellt bekommen. Im Konzept des Momentum Instituts ist die Jobgarantie eine freiwillige Alternative zur Arbeitslosigkeit mit einem Bruttogehalt von 2.500 Euro. Denkbare Arbeitsbereiche wären sinnvolle, gemeinwohlorientierte Jobs - etwa in Pflege, Klimaschutz oder öffentlicher Infrastruktur.

Die öffentlichen Debatten über eine Jobgarantie wirken oft, als würde es um nicht leistbare Milliardenprojekte gehen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Sogar die großzügigste Ausgestaltung mit einer Jobgarantie für alle über 25 Jahre, die seit mehr als einem Jahr beim AMS gemeldet sind, würde jährlich nur 3,7 Milliarden Euro kosten – 0,74 Prozent des BIP. Das wäre weniger als das, was Österreich jährlich allein für Subventionen ausgibt, die das Klima zerstören.

Angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen empfiehlt das Momentum-Institut eine Jobgarantie. Ein erster Schritt wäre bei den über 55-Jährigen anzusetzen, weil hier der Bedarf besonders hoch ist.

* Zur Beschäftigungslosigkeit werden nicht nur Arbeitslosigkeit, sondern zum Beispiel auch Schulung oder Lehrstellensuche zusammengefasst, die weniger als 62 Tage unterbrochen wird. Als “langzeitbeschäftigungslos” gelten Personen, für die das über ein Jahr gilt.

Hab einen schönen Tag

Christiane

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