- Morgenmoment
- Posts
- Wenige kassieren, viele verlieren
Wenige kassieren, viele verlieren

Guten Morgen!
„Die Tribute von Panem“ sollten wieder Pflichtlektüre sein – die Chats der ÖVP sind es längst. Genauso wie der Morgenmoment. Den sendet dir heut Angela Alexa.
#1 Möchtest du das teilen?
Muttertag ist vorbei, die Blumen sind verwelkt – übrig bleibt bei vielen Verzweiflung. Was Alleinerziehende wirklich bräuchten, ist nämlich Absicherung. Doch das Sparpaket trifft ausgerechnet sie besonders hart. Mehr dazu von Helena Brandtweiner:
#2 Der Reihe nach
Die ÖVP sieht sich erneut mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Gegen Klubchef August Wöginger wurde im Mai 2025 Anklage erhoben. Er soll 2017 für einen Parteifreund beim Finanzamt Braunau interveniert haben. Der Posten ging an einen ÖVP-Bürgermeister, obwohl eine erfahrene Beamtin als besser geeignet galt. Behörden stellten parteipolitische Diskriminierung fest. Wöginger bestreitet jede Einflussnahme, es gilt die Unschuldsvermutung.
Auch andere Verfahren ziehen sich durch die letzten Jahre. Nach dem Ibiza-Video ermittelte die WKStA wegen Postenschacherei bei Casinos Austria. Das Verfahren gegen ÖVP-Beteiligte wurde 2025 eingestellt, gegen Heinz-Christian Strache (damals FPÖ) und den Glücksspielkonzern Novomatic wird weiter ermittelt.
Sebastian Kurz wurde im Februar 2024 in erster Instanz wegen Falschaussage im Ibiza-U-Ausschuss verurteilt – nicht rechtskräftig. Zudem laufen Ermittlungen in der Inseraten- und Umfragenaffäre, bei der es um gekaufte Berichte und manipulierte Umfragen geht.
In der Causa “Wienwert” wurde 2025 Anklage unter anderem gegen ÖVP-Wien-Chef Karl Mahrer und seine Ehefrau wegen Beitrags zur Untreue erhoben. Es geht um den Verdacht der PR-Leistungen ohne echte Gegenleistung.
Das wirkt eher wie ein Muster, als ein Einzelfall. Doch in allen Verfahren gilt die Unschuldsvermutung.
#3 Zahl des Tages
Lieferando hat 850 festangestellte Fahrer:innen gekündigt und stellt nun auf freie Dienstverträge um.
Hinter dieser Entscheidung steht ein klares Ziel: Kosten senken und die Verantwortung für soziale Absicherung abgeben. Damit folgt das Unternehmen einem Trend in der Branche, der auf Auslagerung von Risiken und den Abbau von Arbeitsrechten setzt. Feste Jobs mit Kollektivvertrag gehören bei Lieferando der Vergangenheit an.
Zwar wurde ein Sozialplan in Höhe von 1,7 Millionen Euro angekündigt, doch dieser erweist sich als schwacher Trost. Die Betroffenen erhalten oft nur einige Hundert Euro für den Verlust ihrer Existenzgrundlage – ohne echte berufliche Perspektive. Rund 90 Prozent nehmen das Angebot an – meist aus Angst, am Ende ganz ohne Unterstützung dazustehen. Denn wer ablehnt, geht leer aus.
Die sogenannte „Flexibilität“, von der Lieferando spricht, bedeutet für die Fahrer:innen in Wahrheit den Verlust grundlegender Arbeitsrechte: kein Anspruch auf Krankenstand, Urlaub oder Kündigungsschutz. Unsicherheit wird so zur neuen Normalität. Besonders hart trifft es jene, die ohnehin am Rande des Arbeitsmarktes stehen: Menschen mit wenig Deutschkenntnissen, befristeten Aufenthaltstiteln oder ohne berufliche Alternativen. Sie werden in noch unsicherere und schlechter bezahlte Jobs gedrängt – während Lieferando weiterhin hohe Gewinne schreibt. Die Schwächsten zahlen hier den höchsten Preis.
Es braucht endlich klare gesetzliche Regeln für faire Plattformarbeit: mit Mindestlöhnen, Sozialversicherungspflicht und echter Verantwortung für Unternehmen wie Lieferando.
#4 In was für einer Welt leben wir eigentlich?
Was aktuell in den USA vorgeschlagen wird, klingt stark nach der dystopischen Filmreihe "Die Tribute von Panem". In dieser kämpfen ausgewählte Kinder und Jugendliche aus 12 armen Bezirken bis zum Tod gegeneinander - zur Belustigung der reichen Gesellschaft. In den USA sollen in einer Realityshow 12 ausgewählte Migrant:innen in Wettbewerben gegeneinander antreten, um die Staatsbürger:innenschaft zu erhalten.
Wie in der Filmreihe sollen die Teilnehmer:innen in einem Zug durch die USA fahren. In unterschiedlichen Bundesstaaten sollen sie in regionalen "kulturellen" Wettbewerben wie dem Baumstammrollen in Wisconsin gegeneinander antreten. Enden würde die Show vor dem Kapitol, wo der:die Sieger:in die Staatsbürgerschaft erhalten soll.
Laut Daily Mail gebe es ein 35-seitiges Konzept des kanadischen Produzenten Rob Worsoff für die Realityshow, genannt “The American”. Das US-Heimatschutzministerium habe noch nicht zugesagt, aber auch nicht abgelehnt.
Migration und Menschenleben sind kein Spiel und kein Spektakel. Es geht um reale Existenzen und um Würde. Die Instrumentalisierung der Schicksale zur Unterhaltung widerspricht der Würde des Menschen und damit den Prinzipien der Menschenrechte.
Mehr von MOMENT.at
“Koste es was es wolle” hieß es in der Pandemie. Unternehmen wurden gefördert, die es gar nicht brauchten. Das kostet nun vor allem die Familien, Pensionist:innen und die Haushalte, kritisiert Barbara Blaha.
Einen schönen Wochenstart wünscht dir,
Angela
Unterstütze MOMENT.at
MOMENT.at arbeitet unabhängig von Parteien, Banken und Konzernen. Damit das möglich ist, brauchen wir die Hilfe möglichst vieler Menschen. Alle Möglichkeiten, uns zu unterstützen, findest du hier. Jeder Euro macht einen Unterschied. Danke!
Reply