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Eine Frist für die Macht

Guten Morgen!
Warum beim Wohnen die Macht so schlecht verteilt ist. Wie die EU einen Schritt weiter gekommen ist. Was Städte jetzt Gutes tun können. Dein Morgenmoment kommt heute wieder von Tom Schaffer.
#1 Möchtest du das teilen?
Befristete Mietverträge waren eigentlich als Ausnahme gedacht. Aber mittlerweile sind diese unsicheren Mietverhältnisse die Regel. Das gibt Vermieter:innen viel Macht und macht Mieter:innen viel Kopfzerbrechen.
#1.5 Tool für DICH!
Den großen Befristungs-Monitor, mit dem wir das untersucht haben, macht das Momentum Institut natürlich für alle zugänglich. Du kannst dich damit in dein Bundesland und deinen Bezirk klicken, um zu sehen, wie viele Befristungen bei Mietwohnungen “normal” geworden sind.
#2 Na endlich
Gestern berichteten wir darüber, dass die Erde nach derzeitigen Prognosen bis 2100 immer noch auf bis zu katastrophale 2,8 Grad Erderhitzung zusteuert. In Anbetracht der Bedrohung war es schwer überfällig, dass die Mitgliedsstaaten der EU sich endlich auf ein Klimaziel bis 2040 einigen. Nun ist das endlich gelungen.
Die EU hätte schon im September ein Ziel bei der UNO einreichen sollen, hat aber diese Frist wegen der Uneinigkeit der Staaten versäumt. Die österreichische Regierung - vertreten durch Umweltminister Norbert Totschnig (ÖVP) - hat dabei eine unrühmliche Rolle gespielt. Sie hat lange blockiert und gezaudert. Aufgrund der Mehrheiten im Rat war Österreich in einer entscheidenden Position.
Am Montag beginnt die Weltklimakonferenz in Brasilien. Ohne Einigung aufzutauchen, wäre für Europa - einen der historisch größten Verursacher von Treibhausgasen - peinlich gewesen. Nun hat Österreich endlich doch mit der Mehrheit gestimmt.
Die Vorgaben mussten aufgeweicht und mit Schlupflöchern versehen werden, damit es zur Einigung kommen konnte. Bis 2040 wird die EU laut dem neuen Plan 90 Prozent weniger CO₂ erzeugen als noch im Jahr 1990. Fünf Prozentpunkte davon dürfen aber durch Investitionen in Drittstaaten erreicht werden. Ein Zwischenziel bis 2035 war lange Streitpunkt und wird zwischen 66 und 72 Prozent liegen. Bisher steht der EU-Raum bei nur etwa 37 Prozent weniger als 1990.
Der WWF bezeichnet den “faulen Kompromiss” als “ambitionslos”. “Die Politik ermöglicht teure Schlupflöcher und Scheinlösungen wie Zertifikatskäufe”, sagt WWF-Klimasprecher Reinhard Uhrig. Für das klimapolitische Institut KONTEXT bewertet Katharina Rogenhofer “die 90 Prozent als am unteren Ende dessen, was der wissenschaftliche Klimabeirat der EU für notwendig erachtet (90-95 Prozent).” Die EU müsse die Ökologisierung als Chance für Wirtschaft und Sicherheit begreifen - die Interessen einzelner Länder und Industrien würden diese Chance gefährden. Die EU setze so ihre Vorreiterrolle aufs Spiel. Trotzdem sei der Kompromiss angesichts des vielen Gegenwinds “eine beachtliche politische Leistung der dänischen Ratspräsidentschaft”.
Österreich selbst hat noch kein Klimaschutzgesetz. Daran hat ebenfalls die ÖVP einen großen Anteil, die bereits in der Vorgängerregierung die Vorschläge ihres Grünen Koalitionspartners blockiert hat. Den aktuellen Entwurf des neuen Ministers Totschnig werten Expert:innen als bei weitem nicht ausreichend.
#3 Besser geht doch
Um eine merkbare Erderhitzung zu verhindern, hat die Welt schon deutlich zu lange gewartet. Deshalb geht es längst auch darum, sich an bereits unvermeidliche Veränderungen anzupassen. Gerade in Städten wird es künftig viel heißer werden.
Die Stadt Berlin will deshalb bis 2040 die Zahl der (gesunden) Bäume entlang von Straßen mehr als verdoppeln. Von heute 440.000 auf eine Million. Das hat das Landesparlament per Gesetz beschlossen - eine Kehrtwende. In den vergangenen Jahrzehnten gab es in der deutschen Hauptstadt sogar immer weniger Straßenbäume. Bäume sorgen für schönere Städte, für Schatten bei Hitze und für ein kühleres Klima. Über die kommenden 15 Jahre wird der Plan Berlin drei Milliarden Euro kosten. Klimaschutz ist billiger als nachträgliche Klimaanpassung.
Gelingt das Vorhaben, würde in Berlin dann an Straßen im Schnitt alle 15 Meter ein Baum stehen. Zum Vergleich: In Wien gibt es heute (auf ungefähr der halben Stadtfläche) etwa 98.000 Straßenbäume. Das ist einer alle 27 Meter. Parks und Wälder werden hier nicht mitgerechnet.
#4 MOMENT Live
In unserer täglichen Live-Show (Montag bis Donnerstag,18 Uhr) ging es diesmal um Maßnahmen gegen die hohen Strompreise.
Du kannst die Videos immer auch hier auf Youtube nachsehen.
Ich wünsch dir einen schönen Tag!
Tom
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